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What We Want

Vulgärbiologisten halten sich gelegentlich für Seelenkundler – ich finde das ein wenig übertrieben. Denn indem sie unsere Pro-Einstellung durch Evolution optimiert und beschränkt darstellen, betreten sie ein Feld sprachabhängiger, mentaler Phänomene, ohne diese Sprachabhängigkeit überhaupt zu realisieren. Stattdessen sind ihre Beschreibungen und Definitionen dessen, was sie untersuchen, oft mit Begriffen durchsetzt, die ihrerseits von Theorien abhängen wie z.B.  Bewertung, Disposition oder Handlung. In diesem post stelle ich Varianten von Gemütsbewegungen vor, die man in naivem Sinne Pro-Einstellungen nennen könnte und die der zentrale topic in allen vulgärbiologistischen Erklärungen sind. Dabei benutzen wir das neutrale Vokabular aus dem letzten post. Zugleich führen wir neues Vokabular ein, daß unser alltagspsychologisches Verständnis von Pro-Einstellungen abbildet und es uns in einem späteren post erlauben wird, diejenigen epistemischen Prozesse personaler Autonomie sichtbar zu machen, die die Biologisten in ihrer deterministischen Grundeinstellung zu Personen ignorieren zu können glauben.

Übersicht:


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Es ist ein essentieller Punkt in jedem Biologismus, daß er behauptet, Verhaltenstendenzen deshalb in einem probabilistischen Sinne vorhersagen zu können, weil, was uns zu unserem Handeln bringt – und damit der Selektion unterliegt – dasjenige ist, wofür wir in irgendeinem noch so schwach Sinne votieren: Kein Vulgärbiologist behauptet, daß es uns irgendwie schwer fällt und wir uns überwinden müssen, wenn wir evolutionären Vorgaben folgen – im Gegenteil. Aber wie so oft machen sie sich keine Gedanken darüber, was es heißt, für etwas zu sein. Diese Gedanken machen wir uns aber in diesem post.

I. Bedürfnisse sind Dispositionen.

Von allen Typen von Pro-Einstellungen, die wir so den ganzen Tag haben, ähneln Bedürfnisse am ehesten den psychischen Dispositionen.

  • (1) Betrachten wir den Fall einer Gemütsbewegung, in dem die Person A Durst verspürt. Dann mag sein Durst vielleicht davon abhängen, daß er gerade einen Waldlauf gemacht hat, aber es gibt weder eine Abhängigkeit des Dursterlebnisses von der Geschichte seiner Entstehung, noch eine andere Bedingung als zu Trinken, die eintreten oder entfallen könnte derart, daß sich der Durst von A verändern oder aber entfallen könnte: Der Durst von A ist ahistorisch und nicht bedingt.

Gleichzeitig aber ist der Durst von A graduell, denn ein Glas Wasser vermag den Durst von A vielleicht nicht zu stillen, zwei aber schon. Dennoch hat man ein Bedürfnis nicht unter einer bestimmten Bedingung. Auch die  Entstehungsgeschichte eines Bedürfnisses ist unwesentlich dafür, was wir tun müssen, um es zu befriedigen. Und ein Bedürfnis zu haben, impliziert gerade, das zu wissen: Wer von sich behauptet, daß er zu etwas neigt, aber nicht weiß wozu, kann höchstens als verwirrt bezeichnet werden. Realisationen von Bedürfnissen sind allerdings nicht zählbar: Es macht keinen Sinn zu sagen, daß man zwei mal einen Hunger hatte, sondern man hat einfach immer denselben Hunger, den man zu verschiedenen Gelegenheiten verschieden stark spürt. Bedürfnisse sind daher am besten durch Dispositionen zu analysieren.

II. Präferenzen und Neigungen

Regelmäßigkeiten im Verhalten können aber auch durch das Hegen von Präferenzen zustandekommen, die als handlungsleitende Grundsatzentscheidungen in strategischen Zusammenhängen eine besondere Relevanz haben. Das paradigmatischste Beispiel einer Präferenz realisiert sich im ökonomischen Handeln. Aber natürlich ist das Vorkommen von Präferenzen nicht auf diesen Bereich beschränkt.

  • (2) Angenommen die Person A ist Börsenmakler. Da A z.B. abergläubisch ist, setzt er nur auf fallende Kurse, um Geld zu verdienen, und zwar an allen ungeraden Tagen der Woche. An den geraden Tagen des Parketthandels hingegen setzt er auf steigende Kurse. Liegt aber Freitag, der 13. vor, so streut A seine Kauf- und Verkaufsoptionen zufällig über alle an diesem Tag gehandelten Aktien.

Im Beispiel (2) wird offenbar weder ein Bedürfnis beschrieben, da A in keiner Weise disponiert ist, so zu handeln, und die Pro-Einstellung in (2) ist bedingt durch das Datum und Wochentag des Parketthandels und damit trivialerweise unabhängig von ihrem Entstehungszusammenhang. Die Redeweise der  Erfüllung oder Befriedigung von Präferenzen ist dagegen sinnlos: Denn A folgt einfach seinen Präferenzen. Was danach passiert, spielt für die Frage, ob A in Bezug auf seine Präferenzen erfolgreich gehandelt hat, überhaupt keine Rolle mehr. Aus diesem Grund sind Präferenzen auch keine Wünsche, die mehr als Korrektheitsbedingungen ihrer Befolgung haben: Schließlich ist die Welt gelegentlich nicht so, wie wir uns das wünschen und meistens bleibt es auch dabei – egal, wie sehr wir uns dagegenstemmen. Wie bei Wünschen kann man sich jedoch Präferenzen für Präferenzen leicht vorstellen.

  • Obwohl Präferenzen gerichtete, mentale Zustände sind, ist die bei ihnen relevante Optimalität nicht in dem Sinne psychologisch, als die Präferenz auf eine Tätigkeit gerichtet und insofern aus ihr abgeleitet werden kann: Man kann bei entsprechendem Einsatz auch um des gesellschaftlichen Ansehens willen Professor werden, ohne sich im entferntesten für das Fach zu interessieren.

Präferiert wird eine Tätigkeit daher schon dann, wenn sie uns eine Chance zu etwas bietet, nicht aber lediglich deshalb, weil es uns ein Bedürfnis wäre, gerade diese Tätigkeit auszuführen. Bei Neigungen ist das offenbar anders, die man in sich selbst, nicht aber in der Welt entdeckt. Sie sind anders als Bedürfnisse keine Dispositionen. Bei Präferenzen ist das aber gerade so, daß man sie in der Welt entdeckt, doch sie müssen nicht als pragmatische Beschaffer für Gelegenheiten nur Vehikel für Neigungen oder Wünsche so beschaffen sein: Sie können ohne weiteres moralischen oder ästhetischen Ursprung sein. Wenn sie aber nicht mehr als Vehikel sind, dann werden sie in keinem Sinne gewünscht oder gemocht, so daß man sich mit Hilfe seiner Entscheidung auch nicht als Person porträtiert, wenn man der Präferenz folgt. Das gilt höchstens für die Intelligenz – wenn auch nicht in allen Fällen.

III. Wünsche als historische Gemütsbewegungen

Wünsche sind anders als Bedürfnisse, Präferenzen oder Neigungen eng verwandt mit Tagträumen. Wir illustrieren dies an einem Beispiel:

  • (3) Die Person A plant, seinem Freund B das Meer zu zeigen. Das gelingt. Es ist B aber wider Erwarten völlig gleichgültig, das Meer zu sehen. A ist daraufhin enttäuscht, so daß er kaum unehrlich in seinem Plan gewesen sein wird. Es sei nun zusätzlich so, daß weder die ernsthafte Versicherung des B, er halte A nunmehr z.B. für den hochherzigsten Menschen weit und breit, noch das Versprechen des B, er werde dem A schon aufgrund seines ehrlichen Plans, jeden Wunsch erfüllen, noch seine Versicherung, er freue sich trotz des Mißerfolges über die gemeinsame, vielleicht verwegene Aktion, A zu trösten vermögen.

Was nun? Das Besondere an (3) ist, daß es für die Erfüllung des Wunsches von A in (3) offenbar keinerlei Surrogat gibt. Bei Bedürfnissen wäre das unvorstellbar, weil ein Bedürfnis als ahistorische Disposition niemals auf die Identität von B als Person abstellen kann. Auch eine  graduelle Erfüllung ist hier, anders als bei Bedürfnissen unmöglich, da es A z.B. nicht zufriedenstellen würde, wenn er mit B das Meer als blauen Strich von weitem sehen würde: Es kommt A nämlich darauf an, daß B von seinen Eindrücken überwältigt wird.

Darüberhinaus lassen sich Wünsche wie Präferenzen offenbar hierarisch anordnen – was wir hier schon einmal durchgekaut haben:

  • (4a) Nehmen wir an, daß A drogensüchtig ist. Dann könnte A sich unreflektiert und zügelos seiner Sucht hingeben. Dann bildet er bzgl. seines Wunsches nach der Droge keine Wünsche aus und wir würden A vielleicht als triebhaft süchtig bezeichnen. Von einer Freiheit, wünschen, was A will, kann man kaum sprechen, daß A ohne jede Reflexion jede Möglichkeit der Einflußnahme abgeht.
  • (4b) Doch A könnte seine Sucht auch ablehnen und sich deshalb zu einer Therapie entschließen. In diesem Fall hat A den Wunsch, den Wunsch nach der Droge nicht zu haben: A hat einen Wunsch zweiter Ordnung nach einem Wunsch und wir würden ihn als Süchtigen wider Willen bezeichnen, weil er nicht möchte, daß sein Wunsch nach der Droge auf seine Handlungen durchschlägt.
  • (4c) Doch A muß gar nicht soweit gehen. Er kann auch den Wunsch haben, nicht drogenabhängig zu sein, ohne daß dieser Wunsch zweiter Ordnung in seinen Handlungen durchschlägt. In diesem Fall würde wir uns vorstellen, wie A abends mit seiner Droge am Kamin sitzt, sie verflucht, seufzt, wie schön er ohne die Droge leben könnte und sich Tagträumen über sein drogenfreies Leben macht – gerade unter dem verstärkenden Einfluß der Droge. Auch in diesem Fall ist A frei, zu wünschen, was er wünschen will, aber er macht von dieser Freiheit keinen Gebrauch.

Wäre A nur ein Knecht seiner Wünsche erster Ordnung, würden wir A nicht als frei und folglich nicht als autonom betrachten. (4b) zeigt auch, daß es Wünsche zweiter Ordnung gibt, deren Objekte Wünsche erster Ordnung (hier: nach der Droge) gibt. (4c) zeigt sogar, daß die Frage, ob der Wunsch zweiter Ordnung in den Handlungen von A durchschlägt, eine Rolle spielt für das Porträt, daß wir von A als Person zeichnen. (4) ist daher klarerweise ein gutes Motiv, zu glauben, daß gilt:

  • Entscheidungen sind nur dann eigene Entscheidungen, wenn bei ihrer Entstehung Wünsche oder Präferenzen mindestens zweiter Ordnung mitgewirkt haben.

Daß Wünsche hierarchisch angeordnet werden können, spielt daher eine wichtige Rolle beim Verständnis von Personen – hier gibt es dazu Beispiele.

Vergleichen wir nun Wünsche mit anderen Pro-Einstellungen: Bedürfnisse sind anders als Wünsche graduell erfüllbar, so daß es Bedürfnisse zu Bedürfnissen nicht geben kann, denn ein Bedürfnis hat man oder man hat es nicht, nie aber zu z.B. 5/7. Außerdem haben Präferenzen wie auch Bedürfnisse in einem gewissen Sinne eine Monotonieeigenschaft: Mehr von etwas zu haben, ist mit Bezug auf eine Präferenz oder ein Bedürfnis nie schlechter. Bei Wünschen muß das durchaus nicht so sein. Schließlich ist die in (3) beschriebene Gemütsbewegung auch nicht-bedingt, weil sich A’s Wunsch im Laufe seiner Bekanntschaft mit B entwickelt hat: Zwar kann man sich leicht vorstellen, daß B den A so schlecht behandelt, daß A davon absieht, B das Meer zu zeigen. Aber das ist hier mit Bedingtheit nicht gemeint. Gemeint ist, daß der nicht-bedingte Wunsch von A irgendeiner Person, das Meer zu zeigen, weder nach einer Regelmäßigkeit entsteht noch nach einer untergeht. Wünsche favorisieren stattdessen anders als Bedürfnisse zukünftige Zustände, Sachverhalte oder Ereignisse, nicht aber Verhaltensweisen, letztere zu bewerkstelligen. Sie sind daher keine Motive: Was A tun will, ist keine Handlung, sondern er möchte gewisse, künftige Sachverhalte herbeiführen. Aber das möchte er im allgmeinen nicht irgendwie tun. Dieser Wunsch vermittelt uns stattdessen auf eine Weise, die durch keine andere Schilderung irgendeiner von den konkreten Umständen der Begegnung zwischen A und B unabhängigen propositionalen Einstellung gelingt, wie A in seiner Erfahrung B begegnet ist. Letzteres gibt uns einen guten Grund zu folgender Definition:

  • Definition 1: Alle Gemütsbewegungen, für die das gerade gilt, wollen wir im Folgenden historische Gemütsbewegungen nennen.

Bedürfnisse und Präferenzen sind offenbar in charakeristischer Weise ahistorisch. Wünsche sind klarerweise historische Gemütsbewegungen.

IV. Erfolg und Erfüllung bei Wünschen

Zusätzlich zur geradezu einmaligen Historizität von Wünschen scheint die Erfüllung unserer Wünsche nicht unabängig davon einzutreten, daß wir von dieser Erfüllung wissen. Betrachten wir ein Beispiel:

  • (5) In Debussy’s Pelleas und Melisande z.B. findet Golaud an einem Brunnen im Wald eine weinende, junge Frau, die über ihre Herkunft nichts sagen kann. Golaud nimmt sie mit und macht sie zu seiner Frau. Doch Pelleas, der jüngere Bruder von Golaud, ist bald von einer träumerischen Sehnsucht nach Melisande erfüllt, die sie schnell erwiedert. Seine sich entwickelnde Liebe zu seiner Schwägerin bleibt lange uneingestanden und bis zuletzt platonisch.

Betrachten wir nun zwei weitere Beispiele, die wir aus (5) herausziehen:

  • (6) Gelaud will Mellisande zur Frau nehmen.
  • (7) Pelleas träumt davon, daß Melisande diejenige Frau ist, zu der er eine tiefe Bindung entwickeln und eine Verschränkung ihrer Biographien erreichen kann.

In (7) wird zusätzlich angegeben, inwiefern etwas für Pelleas z.B. wünschenswert ist. Anders als im zweiten Fall, wo nur bestimmte Beschreibungen charakterisieren, auf was Pelleas mit Hilfe seines Wissens Bezug nimmt, sind im ersten Fall eigentlich alle Beschreibungen von Melisande angemessen: Die Verwendung ihres Namens wäre ebenso möglich wie die Beschreibung „die Frau, die ich gestern am Brunnen sah“. Insofern daher Golaud Melisande nur identifizieren will, intendiert Pelleas Melisande als jemand Bestimmten zu individuieren und dieser Unterschied nimmt uns gegen Golaud aufgrund seiner demonstrierten Oberflächlichkeit ein.

  • Folglich wird das Gewünschte in (6) in unpersönlicher Weise identifiziert: Jeder andere könnte aus der Perspektive der dritten Person das Gewünschte so spezifizieren, daß (6) ein wahrer Satz ist. In (7) gibt es bei der Individuierung des Gewünschten eine persönliche Perspektive: Eine dritte Person muß Kenntnis der mentalen Zustände von Pelleas haben, um Pelleas wahrerweise den Wunsch in (7) zuschreiben zu können. Der demonstrierte Unterschied zwischen (6) und (7) läßt uns keine andere Wahl, als zuzugegben, daß es über das Gewünschte hinaus einen für die Erfüllung essentiellen Inhalt von Wünschen gibt.

Dieser Inhalt des Wunsches von Pelleas gibt klarerweise zusätzlich an, in welchem Sinne Mellisande für Pelleas erwünscht ist. Gäbe es keine solche persönliche Beschreibung des Gewünschten, die spezifiziert, als was Pelleas sich etwas wünscht, gäbe es keine Relation zwischen der Pro-Einstellung des Wunsches und dem Gewünschten und der Wunsch wäre auf nichts gerichtet. Doch das sind Wünsche immer. Die individuierende Beschreibung von Mellisande liefert aber genau das Gesuchte. Diese Perspektive wird nicht unabhängig von denjenigen Überzeugungen festgelegt, die Pelleas über das Gewünschte, über Melisande, hegt: Je weniger wir über etwas wissen, desto unklarer ist uns, inwiefern wir uns gerade das wünschen – ganz generell.

  • Die biologistische Annahme, die Suche nach Befriedigung sei in apriorischer Weise verknüpft mit der biologischen Konstitution der Menschen, ist mit diesem Resultat nicht vereinbar. Weder ist das Wissen über Melisande, über ihre Gschichte, ihre Mimik und Gestik sowie ihr Verhalten, in den Genen von Pelleas codiert, noch hat er von all dem in einem früheren Leben erfahren. Er lernte sie erst als Ewachsener kennen – zufällig und vielleicht hat er sogar noch niemals vorher geliebt. Also: Die Einstellung, mit der eine Person A dem Gewünschten x begegnet, ist weder ausreichend noch entscheidend, um zu wissen, ob A sich x wünscht. Denn es sind allein die Eigenschaften von x, die es erlauben, zu beschreiben, als was x erwünscht ist. Und von diesen Eigenschaften zu wissen, ist nichts Biologisches oder Evolutionäres.

Zum anderen muß diese persönliche Perspektive als Teil des Wunschinhaltes für niemanden anders bestehen als für Pelleas. Damit ist nicht gemeint, daß sie für niemanden sonst verständlich sein kann und in diesem Sinne wie Gefühle privat wäre, sondern lediglich, daß sie von sonst niemandem geteilt werden muß, aber im Prinzip geteilt werden kann.

Um diese persönliche Perspektive bei Wünschen modellieren zu können, sagen wir, daß der Inhalt der Wünsche durch Erfüllungsbedingugnen angegeben werden kann. Bedürfnisse können durch ihre wesentlich schwächeren Erfolgsbedingungen charakterisiert werden, die nur das Gewünschte, nicht aber die persönliche Perspektive darauf, spezifizieren:

  • (8) Das Verschwinden des Bedürfnisses allein reicht dafür aber nicht: Habe ich z.B. Appetit auf einen Apfel und es schlägt mir jemand in den Magen, dann verschwindet mein Bedürfnis, ohne das die Erfolgsbedingungen eingetreten wären. Erfolgsbedingungen sind daher eingetreten, wenn A sich nach dem Eintritt eines begehrten Sachverhalts in einem bestimmten Zustand befindet.

Wissen um die Bedingungen des Erfolges von Bedürfnissen oder Präferenzen steht schon mit dem Haben dieser Gemütsbewegungen zur Verfügung, während Wissen von den Erfüllungsbedingungen unserer Wünsche hingegen offenbar notorisch knapp ist. Erfolgsbedingungen sind wegen (8) begrifflich mit dem Haben eines Bedürfnisses verbunden, denn das Verschwinden eines Bedürfnisses darf offenbar nicht allein dem Zufall überlassen werden, sondern es muß Bedingungen oder Verfahren geben, die eingehalten werden müssen. Für Wünsche gilt das ganz analog.

  • (9) Bei Wünschen verbietet sich anders als bei Bedürfnissen ihre Charakterisierung allein durch Erfolgsbedingungen jedoch. Denn wenn wir Wünsche haben, dann können wir andere auch immer darüber täuschen, daß wir diese Wünsche haben, was wir dadurch bewerkstelligen, daß wir nicht-zutreffende Inhalte unserer Wünsche angeben oder diese ganz weglassen, ohne deshalb darauf verzichten zu müssen, für den ursprünglich intendierten Erfolg zu sorgen oder sich danach zu sehnem.  Also: Insofern jeder unserer Wünsche getarnt werden kann, ohne zu verschwinden, treten Wünsche nie ohne Erfüllungs- und Erfolgsbedingungen auf – selbst dann, wenn der Erfolg nie eintreten kann. Denn A könnte sich z.B. infolge eines Schicksalsschlages ohne weiteres wünschen, daß morgen die Sonne nicht mehr aufgehen möge. Doch das wird sie natürlich.

Daher demonstriert (9) zweierlei: Zum einen sind Wünsche im allgemeinen und entgegen den üblichen biologistischen Annahme nicht handlungsleitend und zum anderen fallen die Erfolgsbedingungen bei Wünschen nicht mit den Erfolgsbedingungen bei Bedürfnissen zusammen: Sie sind ganz verschiedener Natur. Für den Determinismus, der jedem Biologismus zugrunde liegt, ist dieses Ergebnis natürlich äußerst unangenehm.

Aus diesen Gründen sind wir gezwungen, neben Erfolgsbedingungen auch Erfüllungsbedingungen bei Wünschen einzuführen – prinzipiell. Erfolgsbedingungen können auch nicht mit Erfüllungsbedingungen identisch sein, weil die Bedingungen aus (8) nicht über die persönliche Perspektive informieren, die mit jedem Wunsch assoziert ist. Ganz anders verhält es sich hingegen bei Präferenzen: Hier scheint es nichts anderes als Verhaltensbedingungen zu geben, da wir unseren Präferenzen einfach folgen, ohne sie jemals in irgendeiner Weise zu befriedigen. Folglich können wir von den oben angegebenen phänomenologischen Merkmalen zur Differenzierung von Pro-Einstellungen zu einem etwas technischeren Verständnis übergehen wie folgt:

  • Definition 2: Diejenigen Pro-Einstellungen, die
    a) nur Erfolgsbedingungen haben, nennen wir Bedürfnisse.
    b) sowohl Erfolgsbedingungen als auch Erfüllungsbedingungen aufweisen, nennen wir wegen (9) Wünsche.
    c) lediglich Verhaltensbedingungen haben, nennen wir Präferenzen.

Damit haben wir das in dem post Mind behind a Veil angefangene phänomenologische Vokabular des Mentalen auf der Basis einer einheitlichen Definition des mentalen Zustands erweitert.


13 Kommentare

  1. djadmoros sagt:

    Tut mir leid, ich scheitere bereits an Satz (1): wenn der Durst von A vom eben getätigten Waldlauf »abhängt«, wieso sollte er dann gleichzeitig »ahistorisch und nicht bedingt« sein? Denn es handelt sich ja schließlich um nichts anderes als eine kausal triviale physiologische Reaktion, die zu der Sinneswahrnehmung eines internen Zustands führt, der mit dem Wort »Durst« bezeichnet wird. Zum Durst bin ich organisch »disponiert«, weil meine Physiologie einem entsprechenden gesetzmäßigen Kausalzusammenhang unterworfen ist – wann immer die biologische Bedingung für »Durst« auftritt, kommt es zur betreffenden Sinneswahrnehmung. Der betreffende Kausalzusammenhang ist also mit der »Geschichte der Entstehung« des konkreten Dursterlebnisses *identisch*. Das Dursterlebnis von A ist daher *sowohl* historisch *als auch* bedingt.

    • @djadmoros

      „Denn es handelt sich ja schließlich um nichts anderes als eine kausal triviale physiologische Reaktion, die zu der Sinneswahrnehmung eines internen Zustands führt, der mit dem Wort »Durst« bezeichnet wird.“

      So sehe ich es auch. Daher hängt der Durst nicht davon ab, ob der Lauf bei Regen oder Trockehheit, durch lauschige Landschaften oder dim Ausland ausgeführt wurde. = ahistorisch.

      Desweiteren hat man einfach Durst. Das ist nicht wie bei einem Geschenk, daß man nur will, wenn man es von einem Freund bekommt = nicht-bedingt.

      „Zum Durst bin ich organisch »disponiert«, weil meine Physiologie einem entsprechenden gesetzmäßigen Kausalzusammenhang unterworfen ist – wann immer die biologische Bedingung für »Durst« auftritt, kommt es zur betreffenden Sinneswahrnehmung.“

      Richtig.

      „Der betreffende Kausalzusammenhang ist also mit der »Geschichte der Entstehung« des konkreten Dursterlebnisses *identisch*.“

      Ich hoffe, daß das hier nur eine schwache Formulierung ist: Meiner Meinung besteht kein Kausalzusammenhang zwischen dem Durst und dem Dursterlebnis – eine Frage, die aber eher zum Körper-Geist-Problem gehört.

      • kardamom sagt:

        „Ich hoffe, daß das hier nur eine schwache Formulierung ist: Meiner Meinung besteht kein Kausalzusammenhang zwischen dem Durst und dem Dursterlebnis – eine Frage, die aber eher zum Körper-Geist-Problem gehört.“

        Meines Erachtens verursacht Durst sehr wohl ein Dursterlebnis und hängt somit ursächlich mit diesem zusammen. Und er kann davon abhängen, ob der Lauf in solch einer Intensität oder in einer solchen Umgebungstemperatur durchgeführt wurde, dass ein übermässiges Schwitzen den Flüssigkeitsverlust vor der üblichen Zeit den Durst verursacht. Damit also nicht ahistorisch.

        • Nein, es geht darum, daß der Durst eine Geschichte hat, nicht aber eine historische Entstehungssituation.

          • kardamom sagt:

            Aha, da unterscheidest du demzufolge zwischen der Situation in der Durst entstand und der Geschichte des Durstes. Okay, soweit komm ich noch mit – der Durst hat eine Geschichte. Du streitest aber ab, dass dass es eine Situation gab, in der der Durst entstand?

            Wobei – deiner Aussage hatte A vor dem Waldlauf keinen Durst, nach dem Waldlauf aber sehr wohl. Wieso ist dann der Waldlauf keine Situation, in dem der Durst entstand?
            (Und schreib jetzt nicht, dass ein Lauf per se etwas dynamisches sei, ein Situation per se aber etwas statisches und damit nur jene Dürste eine Situation haben können, die nicht während Bewegungen entstanden sind.)

  2. kardamom sagt:

    Ich versuche weiterhin, dem Text zu folgen, um ihn zu verstehen. Okay, next one:

    „A ist daraufhin enttäuscht, so daß er kaum unehrlich in seinem Plan gewesen sein wird.“ (Abschnitt III)

    Wo ist eine Verbindung zwischen Ent-täuschung und Ehrlichkeit? Wer eine Enttäuschung erleidet, unterlag vorher einer Täuschung. In diesem Fall hat A sich sogar selbst getäuscht. Nun zu folgern, dass dies „kaum unehrlich“ (*) gewesen sein wird“, ist sehr gewagt, wenn nicht sogar schlicht falsch. Wer sich täuscht, war sich gegenüber nicht ehrlich und damit schon gar nicht „kaum unehrlich“.

    Nein, Elmar, dein Text entbehrt der Verständlichkeit. Oder ist das gewollt und du machst einen auf Sokal?

    (*) ich erachte es als sinnvoll, doppelte Verneinungen wenn möglich zu vermeiden, ganz besonders sogar dann, wenn eine von denen eine eingeschränkte Verneinung („kaum“) ist.

    • Enailu sagt:

      @K

      „(*) ich erachte es als sinnvoll, doppelte Verneinungen wenn möglich zu vermeiden, ganz besonders sogar dann, wenn eine von denen eine eingeschränkte Verneinung (“kaum”) ist.“

      Es gibt manchmal einfach Situationen, die einer doppelten Verneinung bedürfen. (Siehe: „Die dreiwertige Logik der Sprache“ von Ulrich Blau)

      „Nein, Elmar, dein Text entbehrt der Verständlichkeit.“

      Dann ist der Artikel wohl einfach zu schlau für dich, oder bist du der neue Maßstab für Verständlichkeit? 😀

      Ich zitiere mal Elmar´s Kommentarregeln (die du ja so gewissenhaft befolgen wolltest):
      „Um meine Zeit und meine Nerven zu schonen, beantworte ich grundsätzlich keine Fragen, die man sich durch Lesen dieses blogs selbst beantworten kann. Ich bitte um Verständnis für diese Sparsamkeit.“

      …na, klingelt´s? 😉

  3. jck5000 sagt:

    Hallo Elmar,

    ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich hier kaum einen bis keinen Artikel ganz gelesen habe, da sie mir meist sehr schnell zu doof werden, da Du „nichts“ schreibst, sondern schlicht nur rumtheoretisierst – was nicht per se schlecht ist, aber für eine Männerbewegung schlicht unpraktisch – Frauen mögen ja auf gehaltloses, intellektuelles Geblabber stehen, aber Männer tun das in der Regel nicht. Intellektuelle meines Wissens nach auch nicht.

    Ich verstehe Dich soweit, dass Du dem pseudowissenschaftlichen Geblabber der Feministen und Gendersens etwas entgegensetzen willst, aber das geht auch kürzer: Es ist Bullshit. Wenn man es länger braucht; Michael Klein von Sciencefiles zerlegt jede einzelne Studie sehr kurz und knackig als unwissenschaftlich – dazu muss man nicht über den Inhalt reden; Wissenschaft ist ein System – und „die“ halten sich nicht dran. Damit haben die Werke der Heinrich-Böll-Naumann-Luxemburg-Stiftung den gleichen „Wert“ wie das jüngste Micky-Maus-Heft. Mit dem Unterschied, das letzteres mehr gelesen wird – leider aber das andere von den falschen Leuten.

    Zurück zum Thema: Ich weiß nicht, warum Du schreibst, was Du schreibst. Ja; Definitionen sind wichtig; auch deren Herleitung, aber ich weiß nicht, worauf das rauslaufen soll. Das wäre aber interessant, daher interpretiere ich einfach was rein:

    Natürlich kann man als „Intellektueller“ ruhig mal intellektuell sein und wie Du Sätze bringen wie

    > Es ist ein essentieller Punkt in jedem Vulgärbiologismus, daß er behauptet, Verhaltenstendenzen deshalb in einem probabilistischen Sinne vorhersagen zu können, weil, was uns zu unserem Handeln bringt – und damit der Selektion unterliegt – dasjenige ist, wofür wir in irgendeinem noch so schwach Sinne votieren

    gefolgt von 3 Seiten Text, den ich ab der Debussy-Referenz nicht mehr gelesen habe, und dem Fazit:

    Definition 2: Diejenigen Pro-Einstellungen, die
    a) nur Erfolgsbedingungen haben, nennen wir Bedürfnisse.
    b) sowohl Erfolgsbedingungen als auch Erfüllungsbedingungen aufweisen, nennen wir wegen (9) Wünsche.
    c) lediglich Verhaltensbedingungen haben, nennen wir Präferenzen.

    Nun, man kann über die Festlegung streiten; will ich aber gar nicht. Ich will aber sagen, dass man das (a) recht leicht angreifen kann, indem man als „Vulgärbiologist“ die Determinanz zugunsten von Propensitäten aufgibt, die durchaus „in einem probabilistischen Sinne“ verstanden werden können. Ich bin ja nun kein „Vulgärbiologist“; deswegen ist die Argumentation aber trotzdem angreifbar (wenn man denn weiß, was Propensitäten sind). Und (b), dass das kürzer und verständlicher ginge:

    1. „Radikale“ Biologisten behaupten eine biologische Determiniertheit für alle (oder bestimmte) Verhaltensweisen.
    2. Hierbei berücksichtigen Biologisten nicht, dass Menschen durchaus in der Lage sind, sich, zumindest kurzfristig, wider ihrer Natur zu verhalten (Beispiel: Linkshänder; Homosexuelle im Iran).
    3. Es ist daher (vernünftigerweise) abzuwägen, welche Konsequenzen Handeln nach den eigenen Bedürfnissen im Abgleich mit den erwarteten Konsequenzen hat.
    4. Eine rein biologische Erklärung ist daher nur dann hinreichend, wenn keine gesellschaftlichen Erwartungen – die sich auch aus den Interessen einzelner Dritter ergeben können – vorhanden sind.
    5. Dies erlaubt aber keinesfalls eine rein soziale Erklärung menschlichen Verhaltens, da es de facto biologische Dispositionen gibt, deren gesellschaftliche Unterdrückung für das Individuum belastend ist, während der Gesellschaft daraus nur ein bedingter respektive kein Nutzen entsteht (Beispiel: s.o.).

    So, das war jetzt viel kürzer. Und mit dem gesparten Platz und der gesparten Zeit könnte man dann mal zu einem Punkt kommen…

    Ich finde es per se interessant, was Du machst; ich finde es auch gut, dass Du sozialwissenschaftlich zu Arbeiten versuchst, ich hab aber irgendwie das Gefühl, Du orientierst Dich an den Gendersens. Wenn man den kursiven Text als Abstract versteht (was funktioniert, im Text steht nicht viel mehr), dann ist er Mist. Du weißt offensichtlich, wie man einen Abstract schreibt, ich zitier mal Deinen:

    (1) Sparse non-Gaussian component analysis is an unsupervised linear method of extracting any structure from high-dimensional distributed data based on estimating a low-dimensional non-Gaussian data component.

    -> Wir reden über Z. Z dient dazu, X zu machen.

    (2) In this paper we discuss a new approach with known apriori reduced dimension to direct estimation of the projector on the target space using semidefinite programming.

    -> Wir reden darüber, wie man Z besser machen kann

    (3) The new approach avoids the estimation of the data covariance matrix and overcomes the traditional separation of element estimation of the target space and target space reconstruction.

    -> Z kann man durch A besser machen

    (4) This allows to reduced the sampling size while improving the sensitivity to a broad variety of deviations from normality.

    -> Das hat Vorteile

    (5) Moreover the complexity of the new approach is limited to O(dlogd)

    -> Ganz viele Vorteile (oder es hat auch Nachteile, ich hab keine Ahnung, was „non-Gaussian data components“ sind und ob Komplexität jetzt gut oder schlecht ist)

    (6) We also discuss the procedures which allows to recover the structure when its effective dimension is unknown.

    -> Und dann erklären wir, wie supertoll das ist, was wir gemacht haben.

    Betrachtet man die Einleitung hier, ergibt sich ein sehr, sehr anderes „Muster“:

    (1) Vulgärbiologisten halten sich gelegentlich für Seelenkundler – ich finde das ein wenig übertrieben.

    -> Was auch immer Vulgärbiologisten sind, behaupte ich irgendwas über sie, was ich kritisieren will. [Man bemerkt den offensichtlichen Unterschied?!]

    (2) Denn indem sie unsere Pro-Einstellung durch Evolution optimiert und beschränkt darstellen, betreten sie ein Feld sprachabhängiger, mentaler Phänomene, ohne diese Sprachabhängigkeit überhaupt zu realisieren.

    -> Vulgärbiologisten vergessen „etwas wichtiges“ (Sprachabhängigkeit)

    (3) Stattdessen sind ihre Beschreibungen und Definitionen dessen, was sie untersuchen, oft mit Begriffen durchsetzt, die ihrerseits von Theorien abhängen wie z.B. Bewertung, Disposition oder Handlung.

    -> Eigentlich ignorieren sie „es“ (Sprachabhängigkeit) sogar

    (4) In diesem post stelle ich Varianten von Gemütsbewegungen vor, die man in naivem Sinne Pro-Einstellungen nennen könnte und die der zentrale topic in allen vulgärbiologistischen Erklärungen sind.

    -> Dafür zeige ich einige Beispiele.

    (5) Dabei benutzen wir das neutrale Vokabular aus dem letzten post.

    -> Dafür verwende ich Wörter

    (6) Zugleich führen wir neues Vokabular ein, daß unser alltagspsychologisches Verständnis von Pro-Einstellungen abbildet und es uns in einem späteren post erlauben wird, diejenigen epistemischen Prozesse personaler Autonomie sichtbar zu machen, die die Vulgärbiologisten in ihrer deterministischen Grundeinstellung zu Personen ignorieren zu können glauben.

    -> Und entwickle neue Wörter. In Zukunft mache ich irgendwann irgendwas, was zeigen wird, dass meine Behauptung aus (1) nicht gänzlich aus der Luft gegriffen ist.

    Natürlich verstehe ich, dass das alles work in progress ist, aber mal ehrlich: Wenn Du ein Working Paper schreibst – in Deinem Fach – würdest Du das so an die Öffentlichkeit geben?

    • „Ich will aber sagen, dass man das (a) recht leicht angreifen kann, indem man als “Vulgärbiologist” die Determinanz zugunsten von Propensitäten aufgibt, die durchaus “in einem probabilistischen Sinne” verstanden werden können.“

      Wenn du meine Definition angreifbar findest, dann schlage ich vor: Greif sie an, dann haben alle etwas davon. 🙂

      „2. Hierbei berücksichtigen Biologisten nicht, dass Menschen durchaus in der Lage sind, sich, zumindest kurzfristig, wider ihrer Natur zu verhalten (Beispiel: Linkshänder; Homosexuelle im Iran).“

      Doch, das berücksichtigen sie, bitte schau doch mal, was bei AllesEvolution so behauptet wird.

      „4. Eine rein biologische Erklärung ist daher nur dann hinreichend, wenn keine gesellschaftlichen Erwartungen – die sich auch aus den Interessen einzelner Dritter ergeben können – vorhanden sind.“

      Soweit ich sehe, behauptet kein Vulgärbiologist, daß Gesellschaft überhaupt keine Rolle spielt.

      „5. Dies erlaubt aber keinesfalls eine rein soziale Erklärung menschlichen Verhaltens, da es de facto biologische Dispositionen gibt, deren gesellschaftliche Unterdrückung für das Individuum belastend ist, während der Gesellschaft daraus nur ein bedingter respektive kein Nutzen entsteht (Beispiel: s.o.).“

      Auch das benauptet so kein Vulgärbiologist, sondern sie unterscheiden seht genau danach, welche Dispositionen betrachtet werden.

      „So, das war jetzt viel kürzer. Und mit dem gesparten Platz und der gesparten Zeit könnte man dann mal zu einem Punkt kommen…“

      Meiner Ansicht nach ist das ein völliges Mißverständnis des Vulgärbiologismus. Eine entsprechende Argumentation wird überhaupt nichts ausrichten.

      >ich hab aber irgendwie das Gefühl, Du orientierst Dich an den Gendersens.

      Das ist ein weiteres Mißverständnis. Dieses Vokabular wird dazu dienen, einen Begriff der personalen Autonomie stark zu, der dem feministischen Verständnis sozialer Abhängigkeit ziemlich in die Suppe spucken wird. Mein nächster post wird das zeigen.

      „Natürlich verstehe ich, dass das alles work in progress ist, aber mal ehrlich:“

      Es ist schon etwas mehr passiert: Die Einführung der Erfüllungsbedingungen von Wünschen realisiert die Sprachabhängigkeit dieser Pro-Einstellungen. Zweitens wird gezeigt, daß der sprachabhängige Inhalt von faktisch und nicht notwendigerweise vorkommenden Erfahrungen des Wünschenden abhängt. Beides ist durch Selektion von Genen nicht zu realisieren. Beides scheint dir entgangen zu sein.

      Der kursive Tesxt ist ein teaser, kein abstrakt, in dem kursorisch erklärt wird, wie man auf ein Thema kommt.

  4. Was natürlich wieder fehlt ist jede Auseinandersetzung mit tatsächlicher biologischer Forschung. Hier könntest du beispielsweise schon bei der Suchtforschung aber auch in vielen anderen Bereichen um Dopamin herum interessante Ergebnisse und Studien finden, die dir die biologischen Komponenten von „Wollen“ in all seinen Formen verdeutlichen könnten.

    Vieles im menschlichen „Wollen“ hängt schlicht mit einem Belohnungssystem zusammen, dass teilweise auf Mustererkennung ausgerichtet ist.

    Nehmen wir beispielsweise mal „hunger“. Schon Pawlows Hunde zeigen, dass man hier sehr einfach eine gewisse Mustererkennung aktivieren kann, was teilweise auch beim menschen geht. Aber auch dazu ist die Auswertung von Reizen erforderlich und das erkennen von Strukturen, die zu den jeweiligen Wünschen passen.

    Wie wir bestimmte Reize auswerten und wie empfindlich wir dafür sind, dass kann nun wieder recht unproblematisch mit Biologie zu tun haben.

  5. […] Standardbeispiel der Biologisten an dieser Stelle ist die Sucht. Angeblich würde das Phänomen der Sucht bereits beweisen, daß auch alle anderen […]

  6. […] Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Pro-Einstellungen: Einige – wie z.B. Bedürfnisse – sind inhaltlich so primitiv, daß sie auf […]

  7. […] die Freiheit, Wünsche nach Wünschen zu haben, zu berücksichtigen. Diese Idee einer Kopplung von Wünschen verschiedene Stufe mit personaler Autonomie geht auf Frankfurt 1971 […]

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