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Wenn Maskulisten Humanisten sind – wozu dann ein neuer Begriff?

In der maskulistischen blogosphäre gibt es notorisch Probleme bei Positionsbestimmungen: Wie verhalten sich Maskulismus, Feminismus und Humanismus zueinander?

Übersicht:


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I. Maskulismus als Antifeminismus:

Dafür gibt es im wesentlichen 2 Sorten von Gründen:

A. Als Maskulist hat man keine andere Wahl, als den Feminsmus zu kritisieren. Denn schon wenn man männliche Gewaltopfer überhaupt sichbar machen will, ihnen überhaupt helfen will, dann muß man das Duluth-Modell ablehnen. Das Duluth-Modell ist das in der westlichen Welt am häufigsten in Politik, Gesetzgebung und Rechtsprechung verwendete Modell, welches aber auch zugleich am häufigisten widerlegt wurde, da die Entstehtung von Gewalt viel komplizierter ist. Das Duluth-Modell aber ist die politische Formulierung der Sozialtheorie des Feminismius, nach der der Mann ein aggressiver Unterdrücker mit bestialischer und primitiver Sexualität und damit die Quelle allen Übels ist. Die Konsequenz ist also, daß man nicht allen Menschen, die in Not sind, in dergleichen Weise helfen kann, ohne Antifemnist zu sein. Und daher kann der Feminismus niemals eine humanistische Bewegung sein – es sei denn, der Feminismus gibt seine Sozialtheorie auf. Doch in diesem Fall würde man vermutlich von einer 4. Welle des Feminismus sprechen.

B. Feminismus ist macht theoretisch sehr starke Annahmen, die in der Tagespolitik unhinterfragt benutzt werden:

1) rassistische Sozialtheorie als soziologische Konflikttheorie der Geschlechter:

  • das Patriarchat als Frauen mit Hilfe von Geschlechterrollen unterdrückendes Machtsystem, das durch das heterosexuelle Begehren erzeugt wird, der Anspruch, die Gesellschaft zu revolutionieren, die Sichtweise auf alles Männliche als Norm, während die Frauen marginalisiert werden, die Existenz von Privilegien für die soziale Klasse der Männer, der Zweifel, ob von Männern jemals etwas Gutes zu erwarten sei.

Eine Folge davon ist die generelle Männer- und damit auch Väterfeindlichkeit, welche sich vor allem zu Ungunsten der Kinder auswirkt. Das allein ist als Motiv für Antifeminismus völlig ausreichend und hat mit Frauenfeindlichkeit nicht das Geringste zu tun.

2) Sozialkonstruktivismus – dazu gehören folgende Annahmen:

  • i) Trennung von Sex und Gender,
  • ii) Ablehnung biologischer Einflüsse sowie
  • iii) ein epistemischer Relativismus wie ihn am besten Richard Rorty dargelegt hat

3) situated knowledge nach Donna Haraway und Sandra Harding:

  • Die Leitidee dabei ist, daß unterschiedliche Erfahrungen zu unterschiedlichen Perspektiven auf ein Thema führen, was seinerseits Konsequenzen für den Wissenerwerb hat: Auf den Standpunkt des Subjektes kommt es für seine Fähigkeit, Wissen zu haben, auf einmal an. Die Folge ist, daß in einer nach dem sozialen Geschlecht strukturierten Gesellschaft die Erfahrungen von Männern und Frauen unterschiedlich und folglich die Kategorie des Geschlechtes epistemisch relevant sein muß. Erkennen ist damit keine neutrale, transparente Reflexion einer unabhängig existierenden Realität, in der Wahrheit und Falschheit durch transparente Verfahren rationaler Prüfung etabliert werden, sondern nur noc situiertes Erkennen, daß die Perspektive des Erkenntnissubjektes in einem historischen Moment in einem gegebenen materiellen und kulturellen Kontext wiederspiegelt. (K. Lennon, Feminist Epistemology as Local Epistemology, Proceedings od the Aristotelian Society, supplement vol. 71, p.37) Hier wird behauptet, daß die Frage, welche Meinung Wissen ist, irgendwie und zumindest teilweise von der Gesellschaft abhängt, und nicht mehr von den Tatsachen oder einer Art unabhängiger Realität bestimmt wird. Nicht mehr was gesagt wird, zählt, sondern wer etwas sagt.

4) relationale Autonomie:

  • Menschen sind in intransparente soziale Beziehungen verstrickt, und Unabhängigkeit von Entscheidungen bedeutet keinesfalls mehr – wie noch bei Kant – inhaltsneutral nur von Gründen abhängig zu sein, sondern seine eigene Entscheidung ohne Einfluß von außen finden zu können. Letzteres wird als Ideal, als Forderung verstanden, der man nachfolgen muß, um emanzipiert zu sein. (Catriona Mackenzie, Natalie Stoljar: Relational Autonomy)

Die Quelle dieser Autonomievorstellung ist der literarische Feminismus von Simone de Beauvoir, die sich gefragt hat, wie man den atheistischen Existentialismis von Sartre für Frauen realisieren kann und die sich interessanterweise sehr an Guy de Maupassant und seiner Trilogie „Erbarmen mit den Frauen“ abgearbeitet hat. Heute will das natürlich keiner mehr wahr haben, denn es bedeutet, daß zentrale Ideen des Feminismus auf Männer zurückgehen.

5) Intersektionalität:

  • Hier wird die Grundintuition der soziologischen Konflikttheorie fortgeführt und untersucht, wie verschiedene, invariante biologische, soziale und kulturelle Merkmale von Personen wie z.B. gender, sex, Rasse oder Behinderung miteinander interagieren, um Klassenkonflikte generierende, soziale Ungleichheiten zu erzeugen. Intersektionalismus ist eine Folge des Ansatzes der Identitätspolitik, der soziologischen Konflikttheorie für Geschlechter.

Antifeminist zu sein, bedeutet daher fakultativ:

  • i) ein Menschenfreund, ein Humanist zu sein, und weder Männer noch Kinder diskriminierend zu behandeln.
  • ii) ein Metaphysikkritiker zu sein, der Existentialismus für eine windige Menge von Versprechungen und leerer Behauptungen hält.
  • iii) den epistemischen Relativismus abzulehnen.
  • iv) die linke Position einer Betrachtung soziologischer Klassen für undifferenziert zu halten.

Antifeminismus verpflichtet keineswegs zu einem vulgären Biologismus, der versucht, unser Verhalten aus den Hormonen oder der Evolution abzuleiten.

II. Maskulismus als Weiterentwicklung des Humanismus

Feminismus ist niemals humanistisch, aber warum sind Maskulisten nicht einfach nur antifeministische Humanisten?

  1. Humanismus – mit wechselndem Verständnis – gibt es schon seit Jahrhunderten, eine Zeit, in der schwule Sexualität weitweit strafbar war. Maskulismus möchte auch schwule Männer vertreten, doch mit einem label, das mit der Diskriminierung sexueller Neigungen verbunden ist, kann man das nicht glaubhaft tun.
  2. Jeder vernünftige Maskulismus ist einerseits antifeministisch z.B. aufgrund des Duluth-Modells und andererseits metaphysik-kritisch. Humanismus war lange Zeit gar nicht metaphysik-kritisch.

Maskulismus geht außerdem über Humanismus hinaus und zwar durch die spezifisch maskulistischen Themen:

a) z.B. Familienpolitik:

  • Maskulisten befürworten  eine Abschaffung der Ehe, die sie als antiquierte. Versorgungsmodell analysieren. Und wenn wir die Ehe schon hinnehmen müssen, dann sollte sie für alle geöffnet werden und das Unterhaltsrecht darf nicht mehr wie ein Geschäftsmodell funktionieren. Dazu hat kein Humanismus bisher etwas gesagt.

b) z.B. Zwangsvaterschaft:

  • Weder gibt es die Verhütungsmöglichkeiten. die die Frauen haben, für die Männer, noch gibt es ein Analogon zur Abtreibung durch Frauen für Männer: Kein Vater kann die Vaterschaft innerhalb einer Frist ohne Grund abehnen. Doch als biologisher Vater hat man z.B. im Fall der Adoption oder der Aufgabe des Kindes durch die Mutter (Babyklappe) keinerlei Rechte auf das Kind. Darüberhinaus verlangen Maskulisten die Aufgabe des völlig überholten Modells des sozialen Vaters (heute gibt es zur Feststellung der VaterschaftDNA-Test) und den verpflichtenden Vaterschaftstest für alle babies nach Geburt. Zusätzlich fordern Maskulisten die Einführung eines Straftatbestandes für Frauen, die eine Verhütung vorspiegeln mit dem Ziel, eine Schwangerschaft herbei zu führen, denn hier wird durch Frauen in die sexuelle Selbstbestimmung der Männer, ihre reproduktiven Rechte und via Unterhaltszahlungen in deren Vermögen durch Erregung eines Irrtums eingegriffen. Im StGB nennt man sowas Betrug. Dazu hat kein Humanismus bisher etwas gesagt.

c) z.B. sexuelle Würde:

  • Es gibt im Moment kein Konzept einer sexuellen Würde des Mannes. Männer werden überall nur als Vergewaltiger, Pädophile oder unterentwickelte, egoistische Paviane hingestellt, die alles ficken wollen, was ein Loch hat – inklusive Staubsauger. Das erste Mal, wenn junge Männer von ihrer Sexualität hören, dann geschieht das in der Regel im Zusammenhang mit Verbrechen. Das ist unmenschlich und bei Frauen würde man das niemals hinnehmen. Zur sexuellen Würde des Mann gehört es auch, daß Männer eine eigene Sexualität haben und entwickeln. Bisher wird jungen Männern nur beigebracht, daß sie ihre Sexualität unter der Kontrolle der Frauen und im Dienste weiblicher Lust betätigen zu betätigen haben. Aber natürlich wollen Männer ihre Sexualität genauso selbstbestimmt ausleben wie das die Frauen tun. Dazu hat kein Humanismus bisher etwas gesagt.

d) z.B. Männlichkeit:

  • Das Ideal der Weiblichkeit ist gut bekannt: Dazu zählen u.a. Eigenschaften wie emotionale Tiefe, Empathie, Kinderliebe, Fürsorge, moralische Ansprüche, Altruismus, Ästhetik, Anmut, Eleganz, Menschlichkeit, Mitgefühl, Feingefühl, Sensibilität, Verletzlichkeit, Naturverbundenheit und so weiter – alles Dinge, die man Männern meistens nicht zutraut. Mit Weiblichkeit werden Frauen geboren, sie sind damit begabt. Männer hingegen haben sowas nicht und werden einerseits durch die Abwesendheit weiblicher Eigenschaften charakterisiert und andererseits durch ihren Erfolg bei dem, was sie tun. Diese Asymmetrien sind natürlich kulturell entstanden und werden seit fast 300 Jahren gepflegt, was für die Entwicklung von männlichem Leben natürlich massiv beschränkend ist. Wir wollen das aufheben, Alternativen entwickeln und dazu hat kein Humanismus bisher etwas gesagt.

e) z.B. Gleichwertigkeit:

  • Frauen werden in der Gesellschaft generell als wertvollere Menschen angesehen als Männer: Frauen werden beschützt, Männer nicht, Frauen werden gerettet (noch vor den Kindern), Männer nicht (während der Titanik-Katastrophe haben britische Offiziere mit Waffengewalt verhindert, daß Männer halbleere Rettungsboote bestiegen, sie hatten nach deren Ansicht die Pflicht als gentlemen in Katastrophen zu sterben), Männer müssen ich in Kriegen opfern und für den Vorgarten der Nachbarn sterben, Frauen nicht. Die Forderung, Frauen in den Krieg zu schicken und sie im Tod den Männern gleichzustellen, ist für Maskulisten wichtig, denn Misandrie wird sich nicht ändern, solange die Interessen und der Schutz von Frauen wichtiger ist als die der Männer. Zwar sind Maskulisten überwiegend Pazifisten, aber solange es Kriege gibt, dürfen sie nicht nur die Leben der Männer kosten. Dazu hat kein Humanismus bisher etwas gesagt.

 


2 Kommentare

  1. quellwerk sagt:

    Die Auffächerung der Maskulisten in Menschenfreund und diesen dann in Metaphysikritiker, Kritiker des epistemischen Relativismus, Kritiker des Konzepts soziologischer Klassen und die Degradierung des Biologismus zur Hilfswissenschaft entspricht meiner Einschätzung.
    Wenn Humanismus durch maskulistische Positionen hinsichtliche Akzeptanz der Homosexualität, Abschaffung der Ehe, Metaphysik-Kritik, gleiche Reproduktionsrechte und -pflichten, sexuelle Würde der Männer, positive Wertung von Männlichkeit und Abschaffung männlicher Disponibilität weiterentwickelt werden soll, dann impliziert es ja, dass Humanismus die Grundlage von diesen Forderungen sein soll.
    Mir gefällt die Idee einer Systematik sehr gut. Ich kenne aber den Humanismus nicht gut genug, um nachzuvollziehen, wie vom humanistischen Standpunkt aus zum Beispiel die Abschaffung der Ehe oder die Ablehnung des epistemischen Relativismus gefolgert werden kann. Mein Verdacht war immer der, dass der Humanismus für alles und nichts verwendet werden kann.
    Für einen maskulistischen Humanismus wäre es also interessant, diesen Begründungszusammenhang zu erfahren.

    • “ Mein Verdacht war immer der, dass der Humanismus für alles und nichts verwendet werden kann.“

      Das ist genau das Problem. Maskulisten nehmen die humanistische Idee nicht ernst genug, wir können uns da nicht einfach wie in einer Werkzeugkiste fertiger tools bedienen, sondern müssen da selbst nachdenken und neue Ideen liefern.

      Maskulismus würde meiner Einschätzung nach auch deutlich spannender werden, als es der dröge main-stream des linken Maskulismus im Moment ist.

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