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Gibt es Konsequenzen des Homophobie-hypes für die sexuelle Entwicklung?

Warum wird eigentlich angeblich alles besser, wenn die sog. Homophobie verschwindet? Wie kommt es, daß sich die sogenannten Qualitätsmedien in dieser Frage total einig sind?

Übersicht:


quality : good

tl;dr:

Es sind heute alle gegen Homophobie, weil das irgendwie gegen den Gleichheitsgedanken verstoßen soll. Für Feministen hängt am Kampf gegen Homophie aber wesentlich mehr. Sie verbinden sie mit der These eines gesellschaftlichen Umsturzes, weshalb sie auch nicht für eine Toleranz sexueller Neigungen sind, sondern aus ihnen ein Politikum machen – eine Tatsache, die den Menschen ihre Sexualität eher vermiest als sie zu befreien.

I. Bist du schon queer oder denkst du noch?

Woher das Geschwätz von der angeblichen Homophobie kommt, ist nun wirklich kein Geheimnis, denn feministische Theoriebildung kann von offenbar auf zwei verschiedene Weisen erfolgen:

  • (A) Sie analysiert und erklärt die Intuitionen und ihre Folgerungen. Dann geht demnach es nicht um die Frage, ob der Feminismus recht hat, sondern wie man sich erklären kann, daß er recht hat.
  • (B) Sie begründet, daß die Realität wirklich so beschaffen ist, wie es der Feminismus behauptet.

Und seit durch den literarischen Feminismus von Simone de Beauvori die zweite Welle des Feminismus eingeläutet wurde, lautet die Grundintuition jedes Feminismus:

  • 1) Das Geschlecht strukturiert die privaten Beziehungen und die Gesellschaft hierarchisch zu Ungunsten der Frauen, so daß die Befreiung der Frau ist die zentrale Aufgabe jedes Feminismus ist.
  • 2) Männliche Macht und Herrschaft beruhen aber auf einem Betrug, dessen Mittel die einseitige, unberechtigte Abwertung alles Weiblichen ist. Daher gibt es ein objektiv richtiges und deshalb für alle verbindliches, moralisches Gebot, die Nachteile von Frauen zu beseitigen und die weibliche Befreiung zu fördern.

Sowas nennt man auch eine soziologische Konflikttheorie und z.B. Radikal-, Differenz-, psychoanalytischer oder sozialistischer Feminismus sind nicht etwa verschiedenen Sorten von Feminismus, sondern nur verschiedene Varianten dasselbe Problem unter (A) zu lösen. Ich werde der Kürze halber von der feministischen Sozialtheorie sprechen.

Für zwei andere, relativ neue Varianten, die erklären sollen, wie es möglich ist, daß der Feminismus recht hat, nimmt die Homophobie eine Schlüsselstellung ein: für den poststrukturalistischen Genderfeminismus a la Butler und die Queer Theory.

II. Zwischen Moderne und Postmoderne: der Genderfeminismus

Die erste Variante eines nicht-poststrukturalistischen Genderfeminismus geht zurück auf das Buch von Kessler & McKenna in Gender: An Ethnomethodological Approach. (1978). Lange vor J. Butler unterschieden sie unter Rückgriff auf Garfinkel in Studies in Ethnomethodology (1967) das biologische (sex) vom sozialen Geschlecht (gender), von dem sie bereits auch behaupteten, daß es eine soziale Konstruktion, ein arbiträres Kulturprodukt sei. Kessler & McKenna interessierten sich dafür, auf welcher Basis die gender Attribution erfolgt, wenn die primären Geschlechtorgane oder der Körperbau verdeckt sind. Hier interessierte sich Feminismus erstmals für Transsexuelle und sein Ergebnis ist heute als „Doing Gender“ bekannt. Gleichzeitig entstanden erste Zweifal daran, daß es nur zwei Geschlechter geben könne, da weder die genetische, noch die anatomische, noch die hormonelle Verfassung eines Menschen in jedem Fall eine trennscharfe Klassifikation in Mann und Frau zulasse. Kessler & McKenna behaupteten, daß eine Dichotomie der Geschlechter eine Hierarchisierung in der Gesellschaft herbeiführe und nur ihre Auflösung in mehr als zwei Geschlechter folglich eine Chance auf Geschlechtergleichheit böte.

Diese Trennung von sex und gender wirft erstmals die Frage auf, wie die soziale Realität überhaupt konstruiert wird und dies gab der Idee, daß die angeblich wissenschaftlichen Belege über eine Unterlegenheit der Frau entweder auf eine falsche Wissenschaftspraxis zurückzuführen sei (Harding: Feminism, Science and the Anti-Enlightment Critiques, 1990) oder aber wissenschaftliche Wahrheit generell durch Macht korrumpiert und daher keinerlei Ojektivität möglich sei, neuen Auftrieb. Für letztere Option griffen die Feministen auf den epistemischen Relativismus, wie er von analytischen Philosophen wie Feyerabend, Kuhn und Rorty vorbereitet worden war, zurück: Die Idee einer frauenfeindlichen Wissenschaft wurde dadurch populär durch Jane Flax in Postmodernism and Gender Relations in Feminist Theory (1990) vertreten (anti-aufklärerischer Genderfeminismus). Hier wird auch erstmals das Paradigma der Moderne verlassen und die Postmoderne als Schablone benutzt, um die alten feministischen Intuitionen, die auf Simone de Beauvoir zurückgehen, politisch zu interpretieren.

Die historisch nachfolgende Ideologievariante, der poststrukuralistische Genderfeminismus in Butler 1990, koinzidiert fast völlig mit dem anti-aufklärerischen Genderfeminismus von Jane Flux, verändert aber demgegenüber vier wesentliche Aspekte: Erstens stützt Butler ihre feministische Aufklärungskritik direkt auf auf den philosophischen Poststrukturalismus nach Lyotard und sie benutzt insbesondere Foucaults Machtanalyse zur Erklärung der Entstehung von Weiblichkeit. Zweitens wechselt sie das traditionelle feministische Subjekt aus: Es soll nun keine Frauen mehr geben, denn die Geschlechteridentität sei ja sozial konstruiert (in Abhängigkeit anderer Kategorien wie Rasse, Klasse, Ethnizität oder Nationalität) sowie kontextabhängig fließend – womit sie das von Kessler & McKenna entwickelte Doing Gender ertsmals in einen poststrukturalistischen Zusammenhang einbettet. Drittens behauptet sie, allein das heterosexuelle Begehren rufe die asymmetrische Geschlechterdichtomie hervor – was später zur Verwechslung von sexueller Neigung und biologischer Funktion führte. Und viertens ist sie der Meinung, daß die Idee der  personalen Identität sowieso Unsinn sei, da Subjekte durch Sprachspiele im Sinne Wittgensteins und Austins festgelegt würden (Butler 1997) – was zum feministischen Sprachidealismus führte und die Einführung einer gegenderten Sprache zur Frage der asymmetrischen Geschlechterrollenperpetuierung erhob. Und ohne feste Subjekte kann es natürlich auch keine Geschlechterdichotomie und keine Geschlechterhierarchie mehr  geben. Man spricht statt vom poststrukturalistischen Genderfeminismus auch von einem dekonstruktivistischen Feminismus, der den sog. gender realism, die These, daß die Erfahrungen aller Frauen als Frauen vergleichbar seien, endgültig aufgibt und damit die dritte Welle des Feminismus initiiert (Spelman, Inessential Woman, 1988).

III. Ist queer wirklich anders als  Geschlechterdarwinismus?

Die zweite Variante besteht darin, die feministische Sozialtheorie ohne eine Benutzung des Machtbegriffs aufzubauen und stattdessen direkt auf die auf de Beauvoir und Foucault zurückgehende – und von Butler weiterentwickelte – Idee einer auf Normen beruhenden Weiblichkeit zu setzen. Dieser Zugang hat daher auch mit einer geschlußfolgerten Existenz eines Patriarchats innerhalb einer Gesellschaft nichts mehr zu tun, diese Vorstellung wird hier als veraltet angesehen und aufgegeben. Indem man sich nun via Normbenutzung völlig gegen biologistische Angriffe, i.e. Vorgaben für den Unterschied zwischen den Geschlechtern durch biologische Tatsachen immunisiert und damit die antifeministische Relevanz des Biologismus auf Null zurückstuft, besteht diese Variante darin, auf sozialen Normen beruhende Privilegien für Geschlechter empirisch nachzuweisen, um erst daraus zu folgern, daß die normativen Strukturen einer Gesellschaft zu einer Besserstellung nur einer soziologischen Geschlechterklasse führt.

Gegenüber seinem systematischen Vorläufer, dem poststrukturalistischen Genderfeminismus, hat das z.B. für die auf strikte Identitätspolitik festgelegte Queer Theory den Vorteil, daß man den ganz offensichtlich bei Homosexualität versagenden genderfeministischen Ansatz, daß gerade das heterosexuelle Begehren das asymmetrische Geschlechterverhältnis erzeuge, durch Ablehnung der sog. Heteronormativität auf mehr als zwei Geschlechter verallgemeinern kann. Zweitens können z.B. Schwule und Lesben infolge einer angeblich eigenen Lebensweise als ethnische und marginalisierte Minderheit etabliert werden. Das macht Sexismus zu einem Unterfall von Rassismus, was politisch sehr günstig ist. Wesentlich ist, daß die Queer Theory die Sexualität selbst als soziales Konstrukt ansieht (Halperin 1995) – ohne dabei auf den Widerspruch einzugehen, der dadurch entsteht, daß Schwule sich nicht einfach entscheiden können, plötzlich heterosexuell zu sein.

  • Das macht nicht nur die Einführung des Konzeptes der Intersektionalität nach Crenshaw in Demarginalizing the Intersection of Race and Sex (1989) als Folge eines genderfeministisch relevanten mismatches von sex, gender und sexuellem Begehren sehr viel einfacher, sondern erlaubt es auch, zusätzlich zu der Unterdrückung der Frauen ihre Abwertung als altes feministisches Thema im Gewand des Klassismus neu zu etablieren. Slut walks oder safe spaces gehen hierauf zurück.

Wenn Feministen etwas nicht wollen, dann daß ihre Theorien und ihre politischen Aktionen in einen Zusammenhang gebracht werden. Denn das bedeutet Aufklärung und Aufkärung war für diejenigen, die bereits die gesellschaftliche und politische Macht erobert haben, noch nie von Vorteil.

  • Hier sehen wir, daß die feministische Praxis aus Aktionen mit ganz unterschiedlichem theoretischen backgrounds gebildet wird. Zwar gibt es auch innerfeministische Auseinandersetzungen, aber offenbar ist man sich in der Praxis soweit pragmatisch und einig, daß am Ende nur das Ergebnis zählt: Den gesellschaftlichen Diskurs in seinem Verlauf zu dominieren und die Themen vorzugeben, mit deren Hilfe die gesellschaftliche Kooperation gesteuert wird. Und daß Feminismus vor allem eine ganz pragmatische Machtbewegung ist, verträgt sich ja auch hervorragend mit der feministischen Sozialtheorie, die in der gesamten zweiten und dritten Welle des Feminismus geteilt wird. Nur in der dritten Welle nennt man das nicht mehr Patriarchat.

Daher ist der Kampf gegen Homophobie für Feministen immer auch ein Kampf gegen DAS gesellschaftskonstituierende Ordnungsprinzip. Und es ist für Feministen dieser coleurs einfach unverstellbar, daß eine Gesellschaftsrevolution ausbleibt, sobald die 4% Homos in jeder Hinsicht den Heten gleichgestellt sind. Die sogenannten Qualitätsmedien schwimmen ganz offensichtlich im Kielwasser der einen oder anderen feministischen Ideologie – sonst könnte diese Einigkeit wohl kaum hergestellt werden. Ob sie soweit nachgedacht haben, daß ihnen das klar wird, weiß ich natürlich nicht.

IV. Sexualität unterm Feminismus

Was daran absonderlich ist, ist die Idee, daß eine Lebensweise durch eine sexuelle Neigung und eine Ethnie durch eine Lebensweise konstituiert würde.Könnte man nicht einfach für Toleranz im Hinblick auf sexuelle Neigungen plädieren? Dafür, daß es egal ist, wer mit wem in welcher Verkleidung wie Sex hat – einfach, weil das zum Privatleben der Menschen gehört, in das sich niemand einzumischen hat? Warum genügt das nicht?

  • Von einem humanistischen Standpunkt aus ist aber geradezu widersprüchlich, daß sexuelle Neigungen von sozialen Normen befreit werden sollen und als fließend dargestellt werden, während Sexualität gleichzeitig von der Allgemeinheit moralisierend beäugt und zum Politikum gemacht wird.

Und dabei spielt es keine Rolle dafür, welche Moral hier zum Einsatz kommt, denn damit sich etwas so Höchstpersönliches normal entwickeln kann, braucht es eine Verschwiegenheit, die es erlaubt, Fehler ohne weitere unangenehme Konsequenzen machen zu können. Nur wer glaubt, Sexualität sei ein für alle Mal und in allen Ausprägungen mit den Genen in Leben lang gegeben, so daß sie sich unter allem Umständen in schlicksalhaft angelegter Weise Bahn bricht, der wird versuchen, eine Sexualfrüherziehung in die öffentlichen Schulen zu bringen, die sich primär gegen die angeblichen Vorurteile der Anderen richtet.  Zwar wirkt keine Pädagogik wie eine schlichte Programmierung, doch eine Sache wird durch die feministische Sexualfrüherziehung unmißverständlich klar gemacht: Daß im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht, wobei die Menschen ihre intimsten Gefühle entwickeln.

Letzteres muß ganz offenbar Konsequenzen in zwei Richtungen entwickeln:

  • (3) Feministen stimmen der These zu, daß traditionelle Männlichkeit und traditionelle Weiblichkeit – verstanden als selbstgewählte Verhaltensideale – keine Kopien voneinander sind. Was sie aber nicht untersuchen, ist die Frage, wie unterschiedlich es sich auf Männer und Frauen auswirkt, daß ihre intimsten Gefühle im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht. Dieses Themengebiet ist unbesetzt und wäre ein lohnendes Publikationsfeld für den Maskulismus.
  • (4) Was immer im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht, wird nach und nach der Imtimsphäre entrissen. Wie wirkt sich das eigentlich auf die gemeinsam geteilte Sexualität aus? Entwickelt sie sich dadurch von einer Körpersprache der Intimität zu einem rohen Abbumsen? Und freut das die Menschen? Tut es ihnen gut, wenn Sexualität unpersönlicher wird oder nicht? Wollen hier die Geschlechter vielleicht Verschiedenes? Auch darüber müßte man sich mal Gedanken machen.

Morgan Freeman hat auf die Frage, wie man Rassismus überwinden könnte, einem weißen Interviewer mal geantwortet:

  • Sehr einfach: Sie hören auf darüber zu reden, daß ich schwarz bin und ich höre auf, darüber zu reden, daß Sie Weiß sind.„.

Das finde ich absolut bestechend. Warum es bei sexuellen Vorlieben gerade völlig anders funktionieren soll, werde ich nie verstehen.


43 Kommentare

  1. Adrian sagt:

    Tja, ich rede gerne darüber dass ich schwul bin. Ich rede auch gerne über Sex und Beziehungen und Männer. Und nun?

    • Kannst du machen.

      Aber bist du Lehrer und tust es vor Kindern, die sich nicht dagegen wehren können?

      Nein, du tust es mit und vor Leuten, die sich aus freien Stücken dafür interessieren.

      Das ist der Unterschied.

      • Adrian sagt:

        Warum sollte ich im Sexzalkundeunterricht nicht über Homosexualität sprechen?

        • Ich bin mir nicht sicher, ob du meinen post nicht verstehst oder homo-paranoid bist. Jedenfalls solltest du dich nicht auf das Troll-Niveau von EvoChris herablassen.

          Also – noch mal: Ich sage nicht, daß du nicht über Homosexualität sprechen sollst. Ich sage, daß alle sexuellen Vorlieben – welche immer das auch sein mögen – eine Sache der Privatsphäre sind und sich nicht richtig entwickeln, wenn dabei die Öffentlichkeit zuguckt. Das gilt auch für Homosexualität.

          • Adrian sagt:

            Findest Du also, dass Paare aus der Öffentlichkeit verschwinden sollten?

            • Ich habe überhaupt nicht über dieses Thema gesprochen.

              Und meine Geduld mit dir Homo-Troll geht rapide gegen Null.

            • Adrian sagt:

              Du hast gesagt, dass sexuelle Vorlieben Privatsache sind. Was ist mit Ehepaaren im Park oder küssenden Teenagern an der Eisdiele? Händchen halten beim Spaziergang?

            • „Was ist mit Ehepaaren im Park oder küssenden Teenagern an der Eisdiele? Händchen halten beim Spaziergang?“

              Das ist deine Privatsache. Was du da machst, ist nicht mein Problem. Wenn es mich stört, gucke ich weg. Zwingst du mich aber, zuzusehen, geht das zu weit.

            • Adrian sagt:

              Das heißt, Sexualkundeunteunterricht abschaffen?

            • Ach? Wenn man etwas kritisiert, dann muß man es gleich ganz abschaffen? Ich sehe, du eiferst EvoChris nach. Mach das nicht. Es macht mich nur sauer.

              Ansonsten: Es scheint mir ziemlich klar zu sein, daß es sexuell übergriffig ist, Grundschüler mit Bordellentwürfen und Analverkehr zu traktieren.

              Daraus folgt nicht, daß ich begründen könnte, wie ein altersangepaßter Sexualkundeunterricht am besten aussehen sollte.

              An sich finde ich die Idee gut, Jungendliche über Schwangerschaft, STD und Verhütung aufzuklären und auch Fragen der Instrumenalisierung weiblicher Sexualität sind willkommen oder woran man eigentlich merkt, daß man schwul ist.

              Aber daß jeder seine Lieblingsstellung outen soll, finde ich kacke.

            • Adrian sagt:

              Gut, dass Du das klar gestellt hast. Das ging aus Deinem Aufsatz oben nämlich nicht hervor.

            • Richtig, Adrian, ich hab nämlich an etwas ganz anderes gedacht: An eine Pervertierung der Heterosexualität durch den Feminismus.

              Für die schwulen Männer bist du zuständig, denn du weißt viel mehr darüber. Warum sollte ich mich da einmischen?

  2. Meine Fresse, geht mir Adrian auf den Sack …. puhhhh

    • wollepelz sagt:

      Adrian ist ein gutes Beispiel für offensive Homosexualtiät. Ich vermute, er kompensiert mit dieser aggressiven Homosexualität seine eigene Heterophobie. Über dieses Thema wird nie gesprochen. Wer sich einmal auf queer.de ein wenig umgesehen hat, wird feststellen, dass die dort verbreitete Homophobie und die ebenfalls aggressive Homoerotik das eigentliche Problem darstellt.

      Die merken nicht, dass ihre aggressive Homoerotik erst zu einer Homofeindlichkeit führt. Adrian z. B. meinte einmal sich über Spermaschlucken mit der U-Bahn beim Emo-Otto oder Chris oder wie der heißt, unterhalten zu müsssen. Da frage ich mich: Warum machen diese Menschen das?

      Feminismus und Homoerotik ist geprägt von einer aggressiven Sexualität.

      Ich bin seit einiger Zeit im Selbstzweifel, ob ich nicht einen Artikel über so manche Dinge schreiben soll. Als homophob gelte ich ohnehin schon. Letztlich bin ich es ja auch: Homoerotik widert mich letztlich an. Das ist allerdings angeboren und steckt in den meisten von uns. Toleranz ist okay. Alles andere geht über Grenzen hinaus.

      • wollepelz sagt:

        Sorry, wollte nicht von „Homosexualität“ reden. Man ersetze „Sexualität“ durch Erotik. Bei queer.de wird Heterophobie verbreitet – nicht homo. Homophobie wird dort allen möglichen Nicht-Homos zugeschrieben.

        • Adrian sagt:

          „Adrian ist ein gutes Beispiel für offensive Homosexualtiät.“

          Du meinst eine Homosexualität, die sich nicht versteckt und darauf besteht, ebenso zu leben wie Heteros dies tun.

          „Adrian z. B. meinte einmal sich über Spermaschlucken mit der U-Bahn beim Emo-Otto oder Chris oder wie der heißt, unterhalten zu müsssen. Da frage ich mich: Warum machen diese Menschen das?“

          Ich fand’s witzig. Und es ist durchaus ein nicht uninteressantes Thema, wie ich finde.

        • Nach queerer Theorie sind selbstverständlich alle Heteros homophob. Denn nur so entsteht ja Heteronormativität die – oh Wunder – Frauen schadet.

          • wollepelz sagt:

            Eine natürliche Abneidung gegen Homosexualität ist völlig normal. Wenn man etwas geschmacklich nicht mag, wird man es auch von seinem Essensplan verbannen und keine positiven Worte darüber finden. Wenn es der Nachbar mag, soll er es halt essen. Allein die Ablehnung geht schon als homophob durch.

            Es ist allerdings festzustellen, dass die Heterophobie der Homos viel ausgeprägter ist. Tschaikowski ist ein gutes Beispiel.

            • „Wenn man etwas geschmacklich nicht mag, wird man es auch von seinem Essensplan verbannen und keine positiven Worte darüber finden. Wenn es der Nachbar mag, soll er es halt essen.“

              Seh ich genauso: Es ist privat und damit ist in meinem Augen das Thema durch.

              „Allein die Ablehnung geht schon als homophob durch.“

              So ist es. Und genau diese Tatsache erklärt sich durch die in meinem post breitgewalzte These, daß im Feminismus die Abschaffung der Homophobie mit der Abschaffung der Geschlechterhierarchie verbunden wird.

              Nur hängt niemand das an die große Glocke.

            • Adrian sagt:

              „Es ist allerdings festzustellen, dass die Heterophobie der Homos viel ausgeprägter ist.“

              Erklär mal.

            • Adrian sagt:

              „Es ist privat und damit ist in meinem Augen das Thema durch.“

              Nicht, wenn es rechtliche und soziale Implikationen hat.

            • wollepelz sagt:

              Sage ich doch: Homos und Femis – die Parallelen sind eindeutig.

              Jetzt fehlt noch #Homoaufschrei auf Twitter.

            • Adrian,

              „Nicht, wenn es rechtliche und soziale Implikationen hat.“

              Rechtliche implikationen hat es schon lange nicht mehr. Und auf den Geschmack anderer Leute oder deren Wohlwollen hat niemand ein Anrecht. Was man verlangen kann, ist in Ruhe gelassen zu werden. Das gilt für alle.

              Fällt es dir schwer, das einzusehen?

            • Adrian sagt:

              Och, ein paar rechtliche Implikationen gibt es dennoch.

              Und ja, es fällt mir zuweilen schwer, mit gesellschaftlicher Diskriminierung umzugehen. Einen Anspruch auf Wohlwollen leite ich daraus aber nicht ab.

            • „Och, ein paar rechtliche Implikationen gibt es dennoch.“

              Echt? Zähl mal auf. Jedenfalls sind wir uns darüber einig, daß sie abgeschafft werden sollten.

              Was mich mehr interessiert, sind die sozialen Konsequenzen, die dir vor Augen schweben. Bring mal Beispiel.

            • Adrian sagt:

              Das Ehe- und Adoptionsrecht wären nett. Aber mir eigentlich nicht so wichtig.

              Soziale Konsequenzen: Selbst in Berlin kann man als Homo nicht mit seinem Partner in der Öffentlichkeit auftreten, ohne sich Dummheiten oder – in manchen Gegenden – Gefahr für die physische Gesundheit auszusetzen.

              Aber wie Du bereits sagtest, ich hab keinen Anspruch auf Wohlwollen und habe mich daran gewöhnt, dass ich ein Minderheit bin, die nicht wenige Leute seltsam und manche eklig finden.
              Ich führe keine Schlachten (mehr) um Anerkennung oder Akzeptanz. Hohlköpfe albern finden oder sie kritiseren, tu ich dennoch. Mach ich bei allem.

            • @Adrian

              „Das Ehe- und Adoptionsrecht wären nett.“

              Von mir aus könnt ihr machen, was ihr wollt.

              „nicht mit seinem Partner in der Öffentlichkeit auftreten, ohne sich Dummheiten oder – in manchen Gegenden – Gefahr für die physische Gesundheit auszusetzen“

              Das gilt wohl nicht nur für Schwule. Vielleicht solltest du Pazifist werden?

            • Adrian sagt:

              „Von mir aus könnt ihr machen, was ihr wollt.“

              Das weiß ich. Ich betrachte Dich ja auch nicht als Gegner, auch wenn Du Deinerseits den Hang hast, jeden als Feind zu betrachten, der Dir nicht sofort den Schwanz lutscht, weil Du so großartig bist.

              „Vielleicht solltest du Pazifist werden?“

              Was soll mir Pazifismus da helfen?
              Nein, da hilft nur eines. Das was ich jetzt bereits tue: In der Öffentlichkeit möglichst wenig zu erkennen geben, dass man homo ist, bzw. vorher die Lage und Umstände zu checken.
              Also das Gegenteil von aggressiver Homosexualität 🙂

            • @Adrian

              „der Dir nicht sofort den Schwanz lutscht“

              Du willst mir doch nicht etwa von dieser lieben Gewohnheit abraten? 😉

              „In der Öffentlichkeit möglichst wenig zu erkennen geben, dass man homo ist, “

              Man kann nicht abstreiten, daß das deutliche Paralleln zum Mann-Sein hat.

  3. Peter Müller sagt:

    Guter Artikel. Allerdings denke ich, dass der Ansatz der Feministas wesentlich pragmatischer ist und die Propagierung von Non-Hetero-Beziehungen auch weit weniger auf den reinen Sex bezogen ist.

    In diesem Sinne ist es keinesfalls widersprüchlich,

    „daß sexuelle Neigungen von sozialen Normen befreit werden sollen und als fließend dargestellt werden, während Sexualität gleichzeitig von der Allgemeinheit moralisierend beäugt und zum Politikum gemacht wird.“

    weil es eben nicht darum geht, wer wie mit wem auf welche Art Geschlechtsverkehr betreibt.

    Erster Ansatz der Feministas, so wie ich sie verstanden habe, war, den normativen Zwang für die Frau, einen Mann haben zu müssen, aufzubrechen.

    Dies folgte dem Postulat von Beauvoir, wonach Frauen von der Gesellschaft zur Unabhängigkeit (vom Mann) quasi gezwungen werden müssen, da sonst allzuviele den „goldenen Käfig“ der Freiheit vorziehen.

    Ein Schritt um dies zu tun ist, Alternativen zur heteronormativen Matrix nicht nur attraktiv darzustellen sondern auch möglichst als Normalfall zu präsentieren. Dadurch sollen unsichere Frauen motiviert werden, Alternative Lebensformen auszuprobieren und den bereits auf dem anderen Ufer befindlichen Frauen der Rücken gestärkt werden um nicht als Exoten oder Perverse dazustehen und ein heimliches Zweitleben führen zu müssen.

    In dieser Strategie sind Schwule natürlich eher „nützliche Idioten“, weil, um sie geht es eigentlich gar nicht.

    Und der Punkt (4) ist ja die aktuell dominierende Strömung des sex-negativen Feminismus, der sich gegen dieses „ins Zentrum der Öffentlichkeit rücken der weiblichen Sexualität“ wendet. Aktuell ja wieder in Sachen „sexistische Werbung“ schwer aktiv, wobei der Fokus hier ganz klar und unverholen auf die Ausnutzung weiblicher Körperformen zu Werbezwecken liegt.

    Und das

    „Entwickelt sie sich dadurch von einer Körpersprache der Intimität zu einem rohen Abbumsen? Und freut das die Menschen? Tut es ihnen gut, wenn Sexualität unpersönlicher wird oder nicht?“

    ist ja nahezu identisch mit der Argumentation der PorNO Aktivistinnen.

    Im übrigen finde ich Morgan Freemans Ansatz ja in der Variante „Don’t ask, don’t tell“ nicht die schlechteste Lösung. Allerdings wäre dies nur dann fair, wenn es homosexuelle und heterosexuelle Beziehungen gleichermaßen umfassen würde.

    • @Peter Müller

      „Ein Schritt um dies zu tun ist, Alternativen zur heteronormativen Matrix nicht nur attraktiv darzustellen sondern auch möglichst als Normalfall zu präsentieren. Dadurch sollen unsichere Frauen motiviert werden, Alternative Lebensformen auszuprobieren und den bereits auf dem anderen Ufer befindlichen Frauen der Rücken gestärkt werden um nicht als Exoten oder Perverse dazustehen und ein heimliches Zweitleben führen zu müssen.“

      Das könnte gut sein – zumal de Beauvoir als Lehrerin sexuelle Beziehungen zu Schülerinnen nachgewiesen wurden. Allerdings hätte in dem Fall die Homophobiekeule schon in den 50igern kommen müssen – zumal lesbische Frauen immer wetgehend gesellschaftlich akzeptiert waren.

      „ist ja nahezu identisch mit der Argumentation der PorNO Aktivistinnen.“

      Ich kenne die PorNO-Argumentation kaum. Aber ich würde vermuten, daß ein wesentlicher Unterschied darin besteht, daß die Porno-Konsumenten sich die Bilder freiwillig reinziehen, während die Opfer eines Sexualkundeunterrichts gedrängt werden, ihr Leben vorzeitig auf Druck einer Lehrerin zu sexualisieren, anstatt die Sache auf sich zukommen zu lassen und selbst zu entscheiden, wie sie sich dem annähern wollen.

      Man weiß übrigens recht genau, daß Menschen mit 90< IQ <100 am frühensten und häufigsten Sex haben. Darunter und darüber wird es viel später und seltener. Was ich sage, hat also durchaus was für sich.

      • Peter Müller sagt:

        Elmar,

        „zumal lesbische Frauen immer wetgehend gesellschaftlich akzeptiert waren.“

        Ich denke, der Eindruck täuscht. Richtig ist, dass es eigentlich nie eine systematische Kriminalisierung und Verfolgung von Lesben gab, keine KZs und auch so gut wie keine Frauenmorde wegen sexueller Orientierung.

        Dies lag aber nicht an einer Akzeptanz weiblicher Homosexualität, sondern an dem „Schutzschirm“ der weitgehenden Leugnung weiblicher Sexualität (wenn Frauen die eigene Sexualität abgesprochen wird und sie selber diese leugnen, können sie logischerweise auch nicht wegen Homosexualität angefeindet werden).

        Und natürlich an dem schlichten damaligem Umstand hierzulande (und in weiten Teilen der Welt heute noch), dass Frauen so lesbisch sein können wie sie wollen aber trotzdem gefickt werden.

        „Aber ich würde vermuten, daß ein wesentlicher Unterschied darin besteht, daß die Porno-Konsumenten sich die Bilder freiwillig reinziehen, während die Opfer eines Sexualkundeunterrichts gedrängt werden, ihr Leben vorzeitig auf Druck einer Lehrerin zu sexualisieren,“

        Guter Punkt. Man müsste mal recherchieren, wie PorNO Aktivistinnen einen expliziten Sexualkundeunterricht bewerten.

        • @Peter Müller

          „Dies lag aber nicht an einer Akzeptanz weiblicher Homosexualität, sondern an dem “Schutzschirm” der weitgehenden Leugnung weiblicher Sexualität“

          Mein Geschichtswissen reicht nicht aus, um dem zu widersprechen. Wenn ich das aber richtig sehe, dann gibt es jetzt zwei mögliche Motive:

          a) Durchbrechen der gesellschaftskonstitutiven Heteronormativität = Gellschaftsrevolution durch Förderung jeglicher Homosexualität

          b) Stärke den Entschluß der Frauen, ohne Männer zu leben. Eine Möglichkeit dafür ist lesbisch zu werden.

          Letzteres ist weit weniger radikal und vor allem scheint mit dieses Ziel heute schon erreicht zu sein. Wen interessiert heute schon, ob eine Frau mit oder ohne Mann lebt?

          • Peter Müller sagt:

            Elmar,

            bedenke den Kollektivismus dem Frauen deutlich näherstehen.

            Das „wen interessiert es schon…“ ist damit schnell beantwortet: Andere Frauen.

            Es ist Stoff für stundenlange Gesprächsketten auf allen Kanälen über das ganze Netzwerk hinweg und bestimmt maßgeblich die hierarchische Stellung der Frau in ihrer weiblichen Peer-Group.

            Und der Kollektivismus ist auch der Grund, warum Variante a) präferiert wird. Nur diese Variante schützt Frauen davor, sich für ihre Entscheidungen vor anderen Frauen rechtfertigen zu müssen.

            Die Variante, ihnen zur Rechtfertigung den Rücken zu stärken, ist da ein individualistischer Ansatz, der den allermeisten Frauen einfach zu anstrengend und zu risikoreich sein dürfte.

            • Ok, ich denke, langsam verstehe ich. Du schlägst vor, daß es eine psychologische Klammer für die unterschiedlichen feministischen Strömungen gibt, deren Existenz ein Motiv für Frauen wäre, sich mit Feminismus zu beschäftigen.Die verschiedenen, feministischen Varianten wäre nur Optionen, Weiblichkeit auszuüben und es würde immer um die eine Frage gehen: „Wer ist die bessere Frau?“. Ideologische Motive oder historische Anläße für Feminismus wäre davon unabhängig.

              Subtil – ein Ansatz, der einiges leisten könnte.

              Problem daran: Wir brräuchten eine Beschreibung des Ideals von Weiblichkeit und Werkzeuge, sie in der sozialen Realität nachzuweisen.

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