Der analytische Humanismus ist normativer Natur, da er aus einem simplen Demütigungsverbot als zentralem Teil des menschlichen Moralerbes abgeleitet wird, dem im Grunde alle, Maskulisten wie Feministen, zustimmen.
- (1) Eine Demütigung geschieht durch jede Handlung, die einer Person einen Grund gibt, sich in ihrer Selbstachtung verletzt zu sehen. Eine Demütigung geschieht typischerweise durch eine Verletzung von Rechten oder durch Entmündgungen. Eine Verletzung der Selbstachachtung geschieht typischerweise Entmündigungen wie z.B. willkürliche Beschränkungen der personalen Autonomie. Das alles betrifft primär den ethischen Humanismus.
Würde kann als soziale Würde oder als Menschenwürde vorkommen und letztere – verstanden als universelle und unverlierbare Ansprüche auf Würde – begründet die Menschenrechte, welche wiederum die Menschenwürde zum Ziel haben. Ein Beispiel für eine Menschenwürdeverletzung durch Entmündigung ist die Zwangsvaterschaft, während die soziale Würde vor allem durch Kontrollverlust verletzt wird.
Das Verbot der Selbstachtungsverletzung hingegen liefert uns die zentralen, humanistischen Intuitionen: Ais theoretischer Sicht ist Freiheit Handeln aus Gründen – was uns den nicht-reduktiven Physikalismus und damit den Antibiologismus bringt – und aus ethischer Sicht ist Würde Handeln in Freiheit – was uns den positiven Freiheitsbegriff und damit den humanistischen Antifeminismus bringt. Das humanistische picture sieht damit bisher damit etwa so aus:
Die Verwandtschaft des neu eingeführten Begriffes der sozialen Würde mit dem ethischen Humanismus ist unübersehbar. Daher wird die Reichweite des ethischen Humanismus, i.e. die Idee, daß Würde gerade Handeln in Freiheit bedeutet, durch Verletzungen der sozialen Würde markiert.
- (2) Ein sofort einleuchtendes Beispiel für die Verletzung der sozialen Würde der Männer als Geschlechterklasse ist die Zwangsmusterung, die eine eingehende Untersuchung der Genitalien einschließt. Und dafür spielt es offenbar keine Rolle, daß der Staat diese Verletzung der sozialen Würde per Gesetz anordnet. Mit der sozialen Würde der Frauen geht die Gesellschaft offenbar sorgsamer um: Ihre Musterung ist freiwillig und sie können sich den untersuchenden Arzt aussuchen.
Denken wir noch einmal zurück. Die Menschenwürde kann aus dem Verbot der Selbstachtungsverletzung entwickelt werden und kann im wesentlichen so charakterisiert werden:
- (A) Die unverlierbare Menschenwürde wurzelt in dem zum Moralerbe der Menschheit gehörenden Demütigungsverbot und erzeugt den theoretischen sowie den ethischen Humanismus: Freiheit ist Handeln aus Gründen (theoretisch) und Würde bedeutet Handeln in Freiheit (ethisch).
- (B) Universelle Menschenwürde geht darauf zurück, daß die Menschen sich wechselseitig als Moralsubjekte ernst nehmen und zwar nicht nur in Bezug auf ihre höchstpersönlichen Belange, sondern auch im Hinblick auf ihre Fähigkeit zur moralischen Rücksichtnahme auf andere, gleichgestellte Moralsubjekte. Der besondere moralische Status, den Menschen als biologische Gattung haben, ist der, anderen Menschen einen moralischen Status in einer Gesellschaft überhaupt erst verleihen zu können. Die Pointe an der Menschenwürde ist daher, diejenigen Moralakteuere zu schützen, die die tragenden Elemente in allen konkret formulierten Moralsystemen einer möglichen Gesellschaft sind.
- (C) Unverletzliche Menschenwürde meint den allen und in gleicher Weise zukommenden, unverbrüchlichen Anspruch aller Angehörigen der Gattung Mensch unabhängig von ihren Fähigkeiten und Leistungen ein humanes Leben in Würde ohne Gewalt, Erniedrigung oder Demütigung führen zu können. Daher ist Menschenwürde ein besonderes Recht auf Menschenrechte und Menschenrechte selbst haben diese Menschenwürde zum Ziel. Denn verletzen kann man bloß Ansprüche. Und genau das tut man, wenn man die Würde eines Menschen verletzt. Man verletzt einen Anspruch, den die betroffene Person legitimerweise anderen Personen gegenüber geltend machen kann.
In den meisten, wenn auch nicht in allen Fällen wird die Menschenwürde durch Verletzungen der Menschenrechte durchbrochen. Dagegen wird die soziale Würde aus dem Entmündigungsverbot entwickelt. Sie meint Würdeverletzungen, die
- (4) reversibel sind, insofern es für sie eine Entschuldigungskultur gibt,
- (5) nicht von Forderungen aus vergeltender Gerechtigkeit gedeckt sind,
- (6) vor allem eine geschützte Privatsphäre, das Wahrgenommenwerden als Individuum und die Kontrolle über sich selbst und die eigenen Angelegenheiten
umfassen und in der Regel – aber nicht notwendigerweise – nicht von Straftatbeständen erfaßt werden. Wenn wir daher unsere Strategie im Fall der Menschenwürde, diese durch Menschenrechtsverletzungen zu bestimmen, wiederholen wollen, dann benötigt man neue Kriterien ihrer Verletzung, die z.B. aus der Medizinethik geborgt werden können.
Sind diese Kriterien erst einmal abgeleitet, wird sich zeigen lassen, daß die feministische Praxis – im Unterschied zum Feminismus, der das Kondensat der feministischen Theorie ist – wie folgt charakterisiert werden muß:
- i) Sie formuliert immer neue notwendige und hinreichende Bedingungen einer sozialen Würde von Frauen, i.e. eines biologischen Geschlechtes, anstatt daran zu arbeiten, Geschlechterstereotype abzuschaffen oder den Geschlechterbegriff ganz aufzulösen. Sie setzt damit die Pointe traditionioneller, vorfeministischer Geschlechterrollen fort im Widerspruch zu ihrem eigenen Anspruch.
- ii) Sie fordert, daß die soziale Würde der Frauen ein moralisch vorrangiges Prinzip der Gesellschaftsstrukturierung sein soll und dabei der sozialen Würde der Männer und der Menschenwürde der Männer sowie ökonomischen Bedingungen und politischen Zwecken vorgehen soll. Die feministische Praxis ist daher unvermeidbar antihumanistisch und erfüllt alle Merkmale einer politischen Strömung, die nichts anderes als eine Hegemoniestellung unter allen anderen gesellschaftsgestaltenden Kräften einnehmen will.
Die feministische Praxis wird bisher fast ausschließlich von Lucas Schoppe analysiert, doch sie kann vermutlich sehr viel einfacher vom Standpunkt eines analytischen Humanismus transparent gemacht werden, wenn man auf den von Schoppe eingeführten, undefinierten Grundbegriff der Zivilität verzichtet und stattdessen mit den humanistischen Konzepten Menschenwürde, soziale Würde, Gerechtigkeit und Freiheit arbeitet.
today’s video:
[…] sie stattdessen tun, kann man am besten in Termen des analytischen Humanismus verstehen. Wir bleiben beim Beispiel des Alltagssexismus benutzen zur Analyse Menschenwürde, […]
[…] Die Einschätzung des BVerfG ist vom humanistischen Standpunkt ohne weiteres nachzuvollziehen: […]
[…] daher schließen, daß die linke Kritik der Neo-Linken das Zeug hat, einmal eine Erweiterung des humanistische pictures abzugeben. Dieser blog wird die künftige Entwicklung dieser Initiative aufmerksam […]
[…] Auf AllesEvolution wird gerade die Frage diskutiert „Wo sollte sich Maskulismus aktiv für Frauen einsetzen, auch wenns Männern schadet?“ – und niemand dort erinnert sich an den Humanismus. Leider. Das ruft nach einem Captain-America-Einsatz für den analytischen Humanismus. […]
[…] Für Humanisten ist das auch leicht zu erkennen: […]
[…] der Begriff der Menschenwürde als zentrale Figur es ethischen Humanismus wurde in das humanistische picture integriert unter der Maßgabe, daß die Menschenwürde ihrerseits Menschenwürde begründen soll. […]
[…] Und für die Vertreter des linken, weil intersektionalen und multikulturellen Maskulismus, bei denen „links“ vor „Maskulismus“ rangiert, gilt dasselbe. Ihr wanzt euch aus persönlicher Geltungssucht an die herrschende, linke Ideologie heran und macht euch auf diese Weise zu ekelhaften Verrätern des humanistischen Ideals. […]
[…] Maskulismus = analytischer Humanismus + normative […]
[…] übertragen werden muß. Aber könnte es nicht noch weitere und bessere Argumente geben? Folgen wir dem analytischen Humanismus, dann können wir unsererseits Gründe beibringen, zu erwarten, daß zukünftige Argumente […]
[…] sich schon einmal mit dem Humanismus beschäftigt hat, der erinnert sich, daß die humanistische Grundintuition in einem moralischen […]