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Synopsis: Mausfeld-Vortrag „Warum schweigen die Lämmer?“

Dieser post liefert ein von mir nur unwesentlich bearbeitetes, aber leicht gekürztes Transskript des bekannten Vortrags von Prof. Mausfeld. Prof. Mausfeld hat verschiedene Versionen seines Vortrages gehalten z.B. hier. In diesem Transskript werden beide Versionen berücksichtigt.

Warum schweigen die Lämmer? – Demokratie, Psychologie und Empörungsmanagement. Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements

tl;dr:

Die Hauptverantwortung einer Regierung in einer „Demokratie“ ist, die Minorität der besitzenden Klasse gegen die Majorität der Nicht-Besitzenden zu schützen. Eine repräsentative Demokratie repräsentiert NICHT den Willen des Volkes. Die bewusste und intelligente Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen durch Medien auf der Basis von Kommunikationswissenschaften, Psychologie und Sozialwissenschaften ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften.

Literaturangaben aus dem Vortrag als PDF.

I. Demokratie und Neoliberalismus

Noam Chomsky hat das Verhältnis von Eliten und Volk das Hume’sche Paradoxon genannt.

  • David Hume, Philosoph des 18. Jahrhunderts fragte: Wie kann es denn passieren, dass die Mehrheit sich in der Leichtigkeit von einer Minderheit regieren lässt? Das ist überraschend. Und er stellt fest: Die einzige Möglichkeit, mit der man das erreichen kann, ist über die Kontrolle der Meinungen. Wer macht Sachverhalte für wen unsichtbar und wie wird das erreicht?

Das Paradoxon der Demokratie wird aufgelöst durch einen Vorschlag von :

  • James Madison (1751-1836; von 1809-1817 vierter Präsident der USA, einer der Gründerväter der US-amerikanischen Verfassung)
    • Grundgedanke: Die Minorität der Reichen muss vor der Majorität der Armen und unverdienter Umvereilung geschützt werden.
    • Lösungsvorschlag von Madison: „repräsentative Demokratie“, durch die sich geeignete oligarchische Strukturen zur Sicherung der Eigeninteressen der „minority of the opulent“ etablieren lassen.

Erste These: Wenn die Hauptverantwortung einer Regierung in einer „Demokratie“ ist, die Minorität der besitzenden Klasse gegen die Majorität der Nicht-Besitzenden zu schützen, dann ist eine repräsentive Demokratie ist eine notwendige Illusion der Volksherrschaft, während sie in Wahrheit lediglich den Übergang von political hard power zu political soft power markiert.

Denn hard power bedeutet militärische und polizeiliche Gewalt, blutige Folter und soziale Verelendung. Das findet man oft in Diktaturen. Das Volk wird mit brutaler Gewalt diszipliniert. Doch hard power hat einen Nachteil: sie evoziert Gegengewalt, denn wir sind von Natur aus moralische Wesen, weil wir mit moralischen Minimalfähigkeiten bereits geboren werden. Wenn daher als Herrschaftstechnik hard power verwendet wird, führt das über kurz oder lang dazu, dass die Bevölkerung revoltiert und die staatliche Gewalt immer stärker werden muss, bis der Staat schließlich zusammenbricht. Ratsamer ist daher political soft power, ein psychologisches und publizistisches Meinungs- und Empörungsmanagement: Es geht darum, die Herrschaftstechniken unsichtbar zu machen, sie so zu gestalten, dass sie unsere moralischen Sensitivitäten unterlaufen. Mit der Entwicklung der Demokratie geht daher die historische Entwicklung der so genannten weißen Folter durch Psychologie und Sozialwissenschaften Hand in Hand. Weiße Folter ist unblutige Folter, die dem Opfer nicht mehr anzusehen ist. Man ist nicht empört, denn die Folter wurde unsichtbar gemacht.

Also: Demokratie als politisches Schutzsystem der besitzenden Minderheit vor der nicht-besitzenden Minderheiten kann nur mit Hilfe von Propaganda realisiert werden. Propaganda ist ein zentraler Bestandteil von Demokratie.

Zweite These: Kapitalismus, verstanden als Wirtschaftssystem der Kapitalakkumulation und echte Volksherrshaft sind miteinander unverträglich. Dies wird heutzutage vor allem vom Neoliberalismus vertreten.

Das neoliberale Projekt ist eine Zivilisationstheorie, die einen methodologischen Individualismus vertritt und nicht primär die Idee einer Priorität des Wirtschafts vor der Kultur oder der Herauslösung ökonomischer Beziehungen aus kulturellen Bindungen, sondern es wünscht die Konstruktion eines neoliberalen Selbst mit den Mitteln einer unbeschränkten Ökonomie, die von allen Regeln befreit ist und Menschen vollständig in ökonomische Zusammenhänge einbindet. Insofern die Gesetze des Marktes als natürliche Gesetze angesehen werden, die ungestört immer zum Erfolg führen, spiegeln sie Strukturmerkmale des Menschen wieder und man kann zwei Folgerungen ziehen. Erstens: Wer oben in der Gesellschaft ist, hat dies genauso infolge seines eigenen Handelns auch genauso verdient, wie der, der unten ist. Gesellschaft, die Vor- und Nachteile verteilt, gibt es nicht. Meritokratie ist daher politisch legitim und natürlich mit echter Volksherrschaft unverträglich. Zweitens: Die Bausteine der personalen Identität sollen ebenfalls durch einen Markt und die Marktgesetze als beste Chance auf Erfolg bereit gestellt werden: Das individuelle Konsumverhalten wird als Basis wählbarer, identitätsstiftender Faktoren verstanden. Persönliche Freiheit wird daher als Konsumfreiheit und Freiheit in der Wahl des personalen life style gedeutet.

  • Dadurch wird personale Identität befreit von Solidaritäten und sozialen Bindungen durch die Menschen normalerweise untereinander verbunden sind. Die intendierte Folge wäre, daß Mitglieder einer sozialen Klasse nicht mehr untereinander solidarisch sind, obwohl sie mit dem gleichen Klassenkonflikt konfrontiert sind – weshalb sie im Konflikt mit den Eliten politisch geschwächt werden: Gesellschaftliche Fragmentierung verhindert immer politische Einigkeit und damit Wirksamkeit.

Volksherrschaft wird daher nicht nur als ungerecht, sondern auch als Risiko für das Volumen, die Effizenz und die Besitzstandswahrung eines jeden Geschäfts angesehen (Milton Friedman 1990). Statt daß sich die Wirtschaftsprozesse an die Kultur anpassen, möchte der Neoliberalismus das Verhältnis umkehren und die Kultur anhand von Marktgesetzen neu strukturieren derart, daß sie der Meritokraie nicht mehr gefährlich wird. Neoliberale möchten, daß zentrale Bereiche einer Gesellschaft wie auch die Wirtschaft sollten echten demokratischen Legitimation und Kontrolle i.S.e. echten Volksherrshaft ausgeklammert werden und Gesellschaft in Individuen fragmentiert wird, deren Leben bishin zur Identitätsbildung in allen Bereichen kommerzialisiert wird, anstatt letztere z.B. in politischen oder philosophischen Visionen zu suchen. Im Vergleich dazu haben die politischen und ökonomischen Eliten sehr wohl ein präzise abgegrenztes Klassenbewußtsein.

  • Chomskys Einschätzung zu den ökonomischen Konsequenzen des Neoliberalismus lautet: Der Begriff kapitalistische und damit kapitalakkumulierende Demokratie ist ein Widerspruch in sich. Wirkliche Demokratie kann nur durchgesetzt werden, wenn das gesamte, radikal antidemokratische System des Konzernkapitalismus vollständig abgeschafft ist.

Daher wird vom Neoliberalismus das Ideal einer „spectator democracy“ vertreten (siehe dazu: The Crisis of Democracy. Report of the Trilaterale Kommission 1975):

  • notwendige Voraussetzung: eine weitgehend entpolitisierte und von Apathie und Zynismus befallene Bevölkerung
  • geeignete Techniken: Apathie-Induktion (durch Sorgen um finanziellen Lebensunterhalt, Ängste/‚fear-mongering’, Konsumismus, Techniken des Meinungsmanagements, Techniken des Empörungsmanagements)

Neoliberale Techniken zur Unterminierung der Volksherrschaft sind die faktischen Beseitigung der politischen Alternativen, das Herstellen von Unwissendheit, das Erzeugen des Gefühls von Kontrollverlust, Erzeugen von Angst und Unsicherheit. Der Neoliberalismus war nie nur eine Theorie. Er war immer verbunden mit einer imperialen Außenpolitik, die die Marktöffnung anderer Länder oft mit verdeckten Mitteln und in letzter Zeit immer häufiger auch militärisch erzwang.

II. Empörungs- und Meinungsmanagement

Für eine Zuschauerdemokratie werden Meinungsmanagement und soft power gebraucht. Letztere ist auch wesentlich billiger als hard power. Was versteht man unter Meinungsmanagement und wie funktioniert es?

  • Vorläufer: Harold D. Lasswell (1902-1978)
  • Erster Profi: Edward L. Bernays (1891-1995), Propaganda, 1928, (1949 von der American Psychologial Association für seine Beiträge zur Entwicklung von Techniken der Meinungsmanipulation geehrt)
  • Meinungsmanagement durch Herstellen einer Illusion der Informiertheit (Paul F. Lazarsfeld, 1901-1976): Massenmedien als billige, soziale Narkotika
  • affektive Techniken des Meinungsmanagements ‚narcotics
  • affektive Techniken des Meinungsmanagements ‚fear-mongering’: Fearmongering has played an importand role in U.S. foreign policy over the past seventy years“ (John J. Mearsheimer, laut Mausfeld einer der renommiertesten US-amerikanischen Politologen)
  • kognitive Techniken des Meinungsmanagements: wichtiger als die affektive Steuerung sind natürlich Meinungen. Meinungen sind stabiler als Affekte, also hat man Techniken entwickelt, wie man Meinungen in geeigneter Weise steuern kann:
    • Deklariere Fakten als Meinungen.
    • Fragmentiere die Darstellung eigentlich zusammenhängender Fakten dergestalt, dass der Sinnzusammenhang (z.B. geschichtliche Kontinuität) verlorengeht
    • Dekontextualisiere Fakten: dadurch werden Fakten aus dem Zusammenhang gerissen, der allein ihr Verständnis erlaubt und werden zu isolierten „Einzelfällen“ ohne moralische und politische Implikationen
    • Rekontextualisiere Fakten: dadurch werden Fakten in einen fremden Sinnzusammenhang eingebettet, der sie als etwas anderes erscheinen lässt, als das, was sie tatsächlich sind, so dass z.B. Folter und schwere Menschenrechtsverletzungen ihre natürliche Empörungsfunktion verlieren
  • Meinungsmanagement wird verstanden als „Psychologik“ sozialer Urteilsbildung:
    • Eine ganze Reihe von psychologischen Studien zeigen: je öfter eine Aussage wiederholt wird, umso höher ist der gefühlte Wahrheitsgehalt, selbst dann, wenn sie vorher vom Experimentator als falsch deklariert wurde! Beispiele: „die reformunfähigen und -unwilligen Griechen“ bis hin in Zusammenhang mit der Krim die Bezeichnung „Annexion“.
    • Je weniger wir uns in einem Bereich auskennen, um so stärker neigen wir dazu, alle angetroffenen Meinungen als gleichberechtigt anzusehen (di Wahrheit liege irgendwo in der Mitte, wir meiden das als „extrem“ Bewertete, und werden daher schon richtig liegen, wenn wir uns mäßigen => ganz wichtige Technik im politischen Geschäft, um das zulässige, verantwortbare Spektrum zu definieren)

Hilfreich dabei ist die eine psychologische Neigung zur fehlerhaften Selbsteinschätzung, dem Selbsteinschätzung-Verhaltens-Paradox:

  • Nationen können mit Billigung und Unterstützung der Mehrzahl ihrer Bürger schlimmste Greueltaten – wie Folter, Massenmorde und Völkermord – begehen und dennoch davon überzeugt sein, dass ihre Taten moralisch nicht verwerflich seien.

Wie lassen sich „politisch nachteilige“ Fakten moralisch unsichtbar machen? Daß es möglich ist, erleben wir jeden Tag:

  • kleine Fakten unsichtbar machen:
    • strukturelle Gewalt durch westliche Finanzorganisationen ist weitgehend „kognitiv unsichtbar“ (Beispiel: Weltbank verletzt Menschrechte weltweit)
    • Schwere Menschenrechtsverletzungen lassen sich „kognitiv unsichtbar“ machen. Beispiel: Deutschland duldet Folter, wenn dies politisch opportun ist.
  • große Fakten unsichtbar machen: Wie viel Zivilisten sind seit dem Zweiten Weltkrieg von den USA getötet worden?
    • US-Interventionen: Bombardierungen von Ländern seit 1945, verdeckte Umsturzaktionen (Listen aus Wikipedia): Fakten „unsichtbar“ machen durch eine Re-Kontextualisierung wie Behauptung „humanitäre Interventionen“, „Kampf für Demokratie und Freiheit“, ist alles gut dokumentiert, allein 4 Millionen tote Muslime seit 1990
    • Zivile Opfer durch US-Angriffe auf andere Staaten, „the worlds greatest force for peace and freedom, for democracy and security and prosperity“:
      • 10 bis 15 Millionen tote Zivilisten direkt durch die USA während der Kriege in Korea, Vietnam und der beiden Irak-Kriege
      • 9 bis14 Millionen tote Zivilisten durch Erfüllungsgehilfen der USA in Afghanistan, Angola, Kongo, Ost-Timor, Guatemala, Indonesien, Pakistan, Sudan, insgesamt: 20 bis 30 Millionen Menschen
  • Wie kann es eigentlich gelingen, solche monströsen Dimensionen für die Bevölkerung praktisch vollständig unsichtbar zu machen?
    • Wessen Leben zählt? Elimination „unserer“ Verbrechen aus dem öffentlichen Gedächtnis
    • Martin Luther King, New York, April 1967: The United States is „the greatest purveyor of violence in the world today
    • Nelson Mandela, Johannisburg 2003: „If there is a country that has committed unspeakable atrocities in the world, it is the United States of America. They don’t care for human beings.

Also: Die Fakten sind bekannt, sie sind aber nicht sichtbar. sie müssen in einem übertragenen Sinne unsichtbar gemacht worden sein. Und wenn sie nicht sichtbar sind, können sie auch nicht das natürliche, das angeborene moralische Empörungsvermögen der Bevölkerung aktivieren. Um das zu nutzen, wurden Kontrolltechniken entwickelt, die durch Medien ausgeübt werden. Denn der gefährlichste Feind der Regierung ist die öffentliche Meinung: Nicht die Anzahl der Toten ist das Schreckliche, sondern die Wahrnehmung dieser Toten in der Bevölkerung, das ist das Gefährliche. Beispiel: die Presse im Vietnamkrieg. Diesen Fehler haben die USA niemals wieder wiederholt.

Daher: „Taking the risk out of democracy“ => Meinungs- und Empörungsmanagement

  • Meinungsmanagement ist die normale Funktionsweise der Massenmedien:
    • Selektion, Distraktion und Aufmerksamkeitsmanagement
    • Fakten als Meinung deklarieren
    • De- Kontextualisierung und Fragmentierung von Fakten
    • Re-Kontextualisierung von Fakten
  • Das Empörungsmanagement ist keineswegs unsichtbar:
    • Empörungsreaktionen gegen eigene oder befreundete Regierungen:  Aktivitäten werden „eingedämmt“, de facto findet eine Aufstandsbekämpfung statt
    • Empörungsreaktion gegen unerwünschte Regierungen, wo ein Regime Change angestrebt wird: Aktivitäten werden anfachen i.S.e. Aufstandsorganisation:
      • militärische Einsätze unterhalb der Kriegsschwelle: das ist mittlerweile der größte und wichtigste Bereich von Interventionen z.B. durch JSOC, der die klassische Kriegsführung bei weitem übertroffen hat. Techniken: Drohnen, Kill/Capture, Show of Force Operations, Tötung von Führungspersonen, Abschreckung, Information Operations (Jeremy Scahill: Dirty Wars: The World Is a Battlefield (2013)
    • Was ist Terrorismus? Laut einer offiziellen militärischen Definition: nicht legitimierte Gewalt, um die Bevölkerung in Schrecken zu versetzen, um ideologische und politische Ziele zu erreichen. Die oben genannten Techniken/Aktionen erfüllen also die offizielle Definition von Terrorismus, heißen aber „Counterterrorism“ = Antiterrorismus. Der einzige Unterschied ist, ob wir oder unsere „Feinde“ sie einsetzen. Hier müssen die impliziten Prämissen unserer Begrifflichkeiten untersucht werden, um zu fragen, welche Art von Vorannahmen stecken dahinter?
    • Was ist Aufstandsbekämpfung? Was sind Aufständische? Welche impliziten Prämissen bzw. Vorannahmen stecken in diesen Begriffen? Aufständische sind immer diejenigen, die aus Sicht der Regierung bzw. einer befreundeten Regierung gegen etwas kämpfen.
    • Was sind Freiheitskämpfer? Diejenigen, die gegen eine verfeindete Regierung kämpfen. = implizite Prämisse bzw. Vorannahme
  • Das Wort „Aufstandsbekämpfung“ ist ähnlich wie das Wort „Terrorismus“ ein zutiefst ideologisch getränkter Begriff
  • Die Erforschung von Möglichkeiten der Aufstandsbekämpfung ist also ein ideologisches Unterfangen, vor allen Dingen wenn es im Kontext von Intention und Erfolg der Sicherung hegemonialer Interessen, etwa der NATO, dient.
  • blutigere Formen der Aufstandsbekämpfung werden von speziellen Einheiten übernommen, unterliegen keiner politischen Kontrolle: u.a. durch CIA, JSOC (Joint Special Operations Command) siehe: Bericht über diese Aufstandsbekämpfung in der NYT, 7. Juni 2015: Schlachtfest an Zivilisten.
    „SEAL Team 6: A Secret History of Quiet Killings and Blurred Lines. The unit best known for killing Osama bin Laden has been converted into a global manhunting machine with limited outside oversight.“
  • Unsichtbarmachen von geschichtlicher Kontinuität:
    • lange Tradition: auch im Vietnamkrieg gab es solche Spezialeinheiten, die ausschließlich dazu dienten, Zivilisten zu metzeln, Tiger Force, Übersetzung eines 4-teiligen US-Reports in Spiegel-Online, 16.04.2004, Wikipedia-Artikel, dort wird dort alles beschrieben, aber niemand ist bisher zur Rechenschaft gezogen worden.
  • Das sind keine Einzelfälle auch wenn sie immer wieder so dargestellt worden sind. Wir wissen heute aus freigegebenen Dokumenten, dass der damalige General William Westmoreland (= Oberbefehlshaber der US-Truppen im Vietnamkrieg 1964-1968) seine Einheit explizit dazu ermuntert hat, solche Schlachtfeste zu betreiben.

Beispiele für ein Empörungsmanagement:

In feindlichen Staaten nennen wir die Unterstüzung von Aufständischen „democracy promotion“ und meinen damit die finanzielle Unterstützung durch NGO’s für „Demokratie“ und „Menschenrechte“. Das wird ganz professionell gemacht z.B. durch:

  • National Endowment for Democracy
  • Freedom House
  • National Democratic Institute
  • Soros Foundation (George Soros)
  • Open Society Institute (George Soros)
  • Organisation „sanfter Revolutionen/Farbrevolutionen“ durch NGO’s im Dienste eines „Systemwechsels“
  • ehemalige verdeckte Aufgaben der CIA wurden hierdurch privatisiert
  • Artikel in Spiegel-Online, bezogen auf die Ukraine, über „Robert Helvey: Der Umsturzhelfer“, 21.11.2005 (Helvey, ehemaliger CIA-Agent, der Handbücher für bunte Revolutionen geschrieben hat).
  • Artikel in Spiegel 46+47/2005, Spiegel-Online: Die Revolutions GmbH (I+II): „Der Mann vom US-Militärgeheimdienst bittet die Revolutionäre zum Lehrgang ins Hilton.“ „In Kiew wird kofferweise Bargeld aus den USA angeliefert – Hilfe für die Opposition.“ Diese Informationen bleiben durch Fragmentierung für uns unsichtbar.
  • Privatisierung des Empörungsmanagements. „Wir verkaufen Realität“
    • große Konzerne: Hill & Knowlton, Burson & Marsteller; Artikel in Spiegel-Online: „‚Wir unterstützen Journalisten‘. PR-Altmeister Harold Burson, 85, über Propaganda und die Arbeit seiner Agentur für Diktaturen“, 31.7.2006, „mindestens 40 Prozent der Informationen einer Tageszeitung stammen bereits von PR-Agenturen“.
    • Astroturfing“: Vortäuschung einer spontanen Graswurzelbewegung vieler verschiedener geographisch getrennter Einzelpersonen, die zentral gesteuert wird, die Bevölkerung hat immer den Eindruck, es handelt sich um eine Bewegung, die von unten getragen ist. (Artikel in Wikipedia), Bursen-Marsteller wirbt damit, dass sie die führende Graswurzelbewegung der Welt sind: Man kann eine Graswurzelbewegung kaufen.

Wie kann man die Bevölkerung täuschen? Dazu gibt es eine Reihe von Standardquellen z.B.:

  • The Science of Deception American Psychological Association (APA) im Dienste der CIA
  • The Official C.I.A. Manual of Trickery and Deception
  • APA Works with CIA and RAND to Hold Science of Deception Workshop: Wie kann die neueste Forschung der Psychologie nutzbar gemacht werden, um die Bevölkerung zu täuschen?
  • The Art of Deception, Manual des britischen Geheimdienstes GCHQ (Government Communications Headquarters), Sammlung von Techniken mit dem Ziel, Menschen so zu täuschen, dass sie es gar nicht mitkriegen, dass sie getäuscht werden.
  • Artikel darüber in The Intercept, von Glenn Greenwald: How Covert Agents Infiltrate the Internet to Manipulate, Deceive, and Destroy Reputations, 25.2.2014

Wie lassen sich Fakten kognitiv und affektiv „unsichtbar“ machen? Vor allem durch hochkarätige Beiträge der Psychologie. Das bedeutet: Selbst wenn wir wissen, wie diese Techniken funktionieren, ist man nicht gegen sie gefeit. Wir dürfen uns also nicht einbilden, dass wir, nur weil wir diese Dinge jetzt wissen, dagegen gewappnet sind. Wir müssen die Mechanismen aufdecken. Nur wenn wir uns bewusst sind, dass wir in einem Manipulationskontext sind und diesen Kontext aktiv vermeiden, haben wir eine Chance, uns zu schützen. Nur wenn wir bereit sind, Dinge zu hinterfragen und Aufklärer zu sein, besteht die Möglichkeit, sich der Manipulation zu entziehen.

today’s video:


5 Kommentare

  1. luisman sagt:

    Danke dass Du Dir die Muehe gemacht hast, find ich super.

    Fragen (eigentlich an Mausfeld):
    Warum wird Meritokratie mit Neoliberalismus hier gleichgesetzt?
    Eine „echte Volksherrschaft“ in diesem Sinne wuerde auch bedeuten, dass eine Mehrheit Arbeitsscheuer die Minderheit der Arbeitswilligen -und -faehigen demokratisch versklavt. Praktisch gesehen heutige Zustaende?

    Der Speerwurf ins Herz des Neoliberalismus waere das Vererben grosser Vermoegen zu verhindern (d.h. extremst zu besteuern). Den Kapitalismus abzuschaffen wuerde bedeuten dass jegliche Motivation wirtschaftliche Erfolge zu erzielen abgeschafft wuerde.

    Meritokratischer Kapitalismus steht nicht im Widerspruch zur Demokratie, wenn man die Staatsfunktion auf Recht und innere+aeussere Sicherheit beschraenkt. Der Widerspruch entsteht erst in einem demokratischen Sozialstaat.

    Zum Thema „grosse Fakten unsichtbar machen“ leuchtet unverhohlener Anti-Amerikanismus durch. Wenn die Hutu und Tutsi Atomwaffen haetten, oder Iran und Irak, waeren die Opferzahlen dort vergleichbar oder hoeher.
    Die Amis fuehren neoliberale Wirtschaftskriege mit dem Militaer, der Rest der Welt fuehrt Stammeskriege. Den Kriegsopfern duerfte der Kriegsgrund egal sein.

    • „Warum wird Meritokratie mit Neoliberalismus hier gleichgesetzt?“

      Gleichgesetzt wird da eigentlich nichts. So wie ich beide Vorträge verstanden habe, ist die Pointe des Neoliberalismus (nach Mausfeld) zweigeteilt:

      I. Wenn du alles richtig machst, dann steigst du immer und zu recht in der Gesellschaft auf.
      Folgerung: Bist du ein Verlierer, dann verdienst du es nicht anders.
      Folgerung: Es sind nicht alle gleich (Antihumanismus), denn wer etwas zu sagen hat, hat es aufgrund seiner Leistung verdient, über andere zu bestimmen, insofern er dazu besonders qualifiziert ist (Meritokratie)

      II. Die Gesetze des Marktes sind universelle, wenn auch vielleicht verborgene Gesetze des Menschen.
      Folgerung: Der Markt hat immer recht und auch Erfolg, wenn man ihm nicht dazwischen funkt und ihn behindert – wie z.B. Keynes das will.
      Folgerung: Es kann keine Gesellschaft geben, wenn man sie so versteht, daß sie Strukturen für Menschen aufbaut, die Vor- und Nachteile für sie bereithält.
      Folgerung: Wer einen Menschen den Gesetzen des Marktes ausliefert, gibt jedem die beste Chance auf den besten Erfolg, den er überhaupt haben kann. Daher ist das ganze Unternehmen auch GUT.

      Der erwünschte Nebenefffekt von II. ist die Fragmentierung, d.h. die fächendeckende Entsolidarisierung der Individuen untereinander mit dem Ziel einer Schwächung des politischen Gegners.

      Bemerkenswert ist II. insofern, als hier derselbe move wie in der Soziobiologie gemacht wird, wo ebenfalls für alle Lebewesen gültige Gesetzmäßigkeiten gefunden werden sollen – mit den Mitten der Naturwissenschaft. Allerdings meine ich mich zu erinnern, daß Mausfeld irgendwo sagt, daß er den Neoliberalismus für in sich widersprüchlich hält.

      Leider hatte ich noch keine Zeit, diese Aussagen mit der existierenden Fachliteratur z.B.

      https://www.amazon.de/dp/3518586815/ref=wl_it_dp_o_pC_S_ttl?_encoding=UTF8&colid=1OMGFOTJCZJ5O&coliid=IQDRO1MXCQC37

      zu vergleichen.

    • „dass eine Mehrheit Arbeitsscheuer die Minderheit der Arbeitswilligen -und -faehigen demokratisch versklavt.“

      Mit den Tatsachen hat das nichts zu tun. In einer Umfrage (erwähnt in einem Vortrag von Günter Dueck) wurde mal herausgefunden, daß 78% auch dann arbeiten gehen würden, wenn man ihnen lebenslang genug Geld zum Leben gegen würde. Die Leute wollen arbeiten, aber eben nicht so, nicht im Taylorismus. Arbeitsscheu sind 22%.

      „Der Speerwurf ins Herz des Neoliberalismus waere das Vererben grosser Vermoegen zu verhindern“

      Eigentlich besteht er darin, über dessen Methoden aufzuklären und sich wieder flächendeckend zu solidarisieren. Denn wenn jeder an sich selbst denkt, dann ist eben NICHT an alle gedacht.

      „Den Kapitalismus abzuschaffen wuerde bedeuten dass jegliche Motivation wirtschaftliche Erfolge zu erzielen abgeschafft wuerde.“

      Das ist die übliche, neoliberale Argumentation. Sie ignoriert die Tatsache, daß das einzige Zeitintervall, in dem der Kapitalismus für kurze Zeit funktioniert hat, der Keynesianismus nach WWII bis 1970 war – weil er gezähmt wurde. Das hat Lohnsteigerungen zwischen 5-8% gebracht, jedes Jahr. Es gab zwar keinen Markt für Luxusprodukte, aber jeder konnte seine Kinder studieren schicken. Dass alles war natürlich furchtbar falsch (Ironie) und Thatcher (eine Frau!!) hat als Erste begonnen, das alles zu zerschlagen. Heute ist die vertikale Durchlässigkeit viel geringer als früher und glücklicherweise (Ironie) fast so niedrig, wie in den USA.

      Und? Was meinst du? Welcher Klasse nützt das?

      „Meritokratischer Kapitalismus steht nicht im Widerspruch zur Demokratie, wenn man die Staatsfunktion auf Recht und innere+aeussere Sicherheit beschraenkt. Der Widerspruch entsteht erst in einem demokratischen Sozialstaat.“

      Das ist genau die neoliberalie Argumentation, schönes Beispiel, danke.

      „Zum Thema „grosse Fakten unsichtbar machen“ leuchtet unverhohlener Anti-Amerikanismus durch.“

      Ein interessanter Punkt, auf den Mausfeld im zweiten Vortrag ausführlich zu sprechen kommt. Denn genau das ist NICHT der Fall. Denn er will ja nicht den Amerikanern ans Leder, sondern es geht darum, daß die USA eine Supermacht sind und daß das Verhalten einer Supermacht analysiert wird – egal, welche Nation diese Stellung einnimmt. Mausfeld legt ausführlich dar, warum er deinen Standpunkt für agitatorisch und manipulativ hält.

      Hör dir den Vortrag doch einfach mal an. Vielleicht lernst du was:

      „Wenn die Hutu und Tutsi Atomwaffen haetten, oder Iran und Irak, waeren die Opferzahlen dort vergleichbar oder hoeher.“

      Mag sein, aber darum geht es überhaupt nicht.

      Maskulismus – er mag sich als links, als analytisch oder sonst was bezeichnen – ist eine Solidaritätsbewegung. Aus dieses Grund steht er in natürlicher Gegnerschaft zum Neoliberalismus. Dem Humanismus geht es genauso: Kein Humanist kann Neoliberaler sein.

  2. […] Salbung des establishment durch die taz erklären kann: Der Neoliberalismus strebt in der Tat die Konstitution der personalen Identität durch die marktwirtschaftliche Teilnahme an der Konsumgesells… an. Allerdings könnte man auch vermuten, die taz habe einfach nur Das zweite Geschlecht von de […]

  3. […] zweite Profiteur des intersektionalen Feminismus ist klarerweise der Neoliberalismus, der nicht nur auf diese Weise die früher als industrielle Reserve geltenden Frauen molisiert und […]

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