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Männer halten Frauen für wertvoller als Männer

Letztens hatte ich hier eine interessante Diskussion mit Mark E. Smith über die Gründe der notorischen Erfolglosigkeit der Männerbewegung. Marks Standpunkt war, daß man die Männerthemen mehr in die Medien bringen müßte. Ich will dem hier gar nicht widersprechen, aber es könnte auch sein, daß wir an der normativen Realität der allermeisten Männer völlig vorbei argumentieren.

Wir denken immer, wir wüßten, wie es anderen Männern geht, weil wir ja selbst welche sind. Wir tun immer so, als könnten wir stellvertretend die Erfahrungen der anderen Männer und ihre Probleme beschreiben, weil wir ja als Männer in derselben Welt leben. Doch vielleicht machen wir uns da was vor.

I. Schöne neue facebook-Welt

Es war der trübe Neujahrssontag, als ich auf FB eine kleine Diskussion auszustehen hatte, ob sich deutsche Männer nun gegen Flüchtlinge zusammenschließen müßten, um ihre Frauen gegen Anmachen und Fummeleien zu beschützen. Ungefähr 200 Personen äußerten sich – geschätzt 80% Männer und 20% Frauen.

Bei den Männer gab es rundweg Zustimmung mit wenigen Ausnahmen: Man eilte auf Zuruf herbei und betrachtete es als eine Frage von Anstand, Stolz und Ehre, die volkseigenen Frauen zu schützen, für sie zu bluten oder gar Schlimmeres. 2 Männer sagten, ihre Hilfe wäre nicht vom Geschlecht abhängig und 3 bemerkten, daß sich kein Mensch rühren würde, wenn zur Hilfe für Männer aufgerufen worden wäre. Unter diesen waren 2 Männer, die sich beschwerten, bisher immer verteufelt worden zu sein, und nun für dieselben Menschen, die sie bisherher abwerteten, die Kastanien aus dem Feuer holen zu sollen.

Bei den Frauen wurde erwartungsgemäßt rumgeheult, daß sie sich vor Angst nicht mehr auf die Straße trauten, und etwa ein Viertel der Frauen wußten zu berichten, daß es wahlweise keine richtigen Männer oder keine gentlemen mehr gäbe. 2 Frauen hingegen meinten, es sei nicht ok, wenn sich Frauen hinter Männer verstecken würden. Frauen sollten lieber mal Selbstverteidigungskurse o.ä. belegen. Keine Frau – und ich wiederhole: KEINE – ist auf die Idee gekommen, daß es nicht ok wäre, wenn irgendwelche fremden Männer für sie bluten oder Schmerzen empfinden würden – auch die Frauen mit den Selbstverteidigungskursen nicht. Deren Standpunkt war vielmehr der, daß Frauen heute selbst stark sein müßten: Von Mitleid mit leidenden Männern war weit und breit nichts zu sehen – das übliche Empathie-Embargo eben.

  • Niemand war übrigens darunter, der die Beteiligten ermahnt hätte, daß man nicht verallgemeinern dürfe, daß nicht alle Flüchtlinge gleich, sondern aus verschiedenen Kulturen stammen würden und – überhaupt, daß der Islam mit dem Islam nichts zu tun hätte. Die Diskussion entglitt auch nicht völlig ins Polemische und die persönlichsten Angriffe gegen mich kamen eher nicht von Frauen, sondern fast nur von Männern.

Dadurch konnte man gelegentlich auch zu den Gründen der Männer vorstoßen, aus denen die Männer es als Ehre ansahen, freiwillig für fremde Frauen zu bluten. Exemplarisch und absolut repräsentativ für den Konflikt sei hier Folgendes herausgegriffen:

weniger-wert

Dazu muß man wissen, daß auf meinem facebook-Profil Moskau als Standort angegeben ist.

II. Die gefühlte Sklavenmoral der Männer

In meinen Augen stellt sich die mentale Verfassung der beteiligten Männer – über deren Repäsentativität wir hier leider wenig sagen können – damit wie folgt dar:

  1. Wenn Frauen von Männern einen kostenlosen Blut- und Gewaltdienst verlangen, dann rennen die Männer geradezu herbei, um ihn zu verrichten. Dies gilt auch dann, wenn sie zu einem darüber hinaus gehenden persönlichen Kontakt nicht die geringste Chance besteht.
  2. Männer glauben, daß sie selbst weniger wert sind als Frauen, daß Frauen edlere Menschen seien als sie selbst, und daher auf eine besondere Behandlung ein Anrecht hätten.
  3. Die Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes wird als kulturelle Errungenschaft angesehen, die andere barbarische Völker z.B. Russen nicht vorzuweisen haben.
  4. Frauen haben die negative Freiheit und das Abwehrrecht, sich aus jeder Art von körperlicher Auseinandersetzung herauszuhalten. Eine Frau hat für solche primitiven Dinge ihre Männer, weil sie Dank ihrer zivilisatorisch höherstehenden Natur etwas Besseres ist als ein Mann und der Mann ist sogar stolz darauf, einer Frau wenigstens mit seiner Primitivität aushelfen und dienen zu dürfen.

Die beiden Geschlechter gehen hier von derselben hierarchischen Ordnung der Gesellschaft aus: Die Frau steht oben und läßt diejenigen machen, die unten stehen, die Männer, während die Frauen das Recht ausüben, sich aus allem – was immer es sein mag – rauszuhalten. Und das Mittel der Versklavung ist nicht die Peitsche, sondern die Moral.

  • Der Feminismus – insofern er für Gleichheit eintritt – erodiert diese Ordnung ebenfalls aus moralischen Gründen, liegt aber mit seiner Annahme von der Herrschaft der Männer offenbar weit daneben.

III. Die moralische Herausforderung an den Maskulismus

Soweit ich das sehen kann, ist – mit Ausnahme von Arne Hoffmans Buch Sind Frauen bessere Menschen? – von maskulistischer Seite aus überhaupt nichts passiert, um die moralische Sklavenhaltung der Männer zu durchbrechen.

  • Wir pochen immer auf den Gleichheitsgrundsatz, doch wir übersehen dabei, daß die allermeisten Männer diesen für sich selbst gar nicht akzeptieren und überhaupt nicht glauben, das moralische Recht auf Gleichheit zu besitzen – einfach weil sie von Natur aus zu primitiv sind: Da sitzt der Geschlechterrassismus einfach viel zu tief drin.

Und das ist für diese Männer keine Frage der impliziten und irgendwelchen Gesetzen der Evolution angepaßten Werbung um Frauen, sondern präzise eine Frage der Moral, der Ehre und des Stolzes auf sich selbst, eines Stolzes, der darauf verzichtet, die Rettung einer Frau in Not als Rechtfertigung dafür zu sehen, Frauen seinerseits zum Sex zu zwingen oder überhaupt auf Basis dieser Rettung darum zu werben. Und vielleicht sind wir gerade deshalb so wenig erfolgreich, weil wir diese Sachverhalte fortlaufend ignorieren.

Wenn es aber wahr ist, daß in diesem Fall bei den Männer die Moral und nicht die Hormone dominieren, dann können wir diese auch argumentativ herausfordern. Mir fallen dazu folgende Herausforderungen ein:

  • (1) Warum sollten Männer selbst mit körperlicher Gewalt auf Flüchtlinge losgehen, die sich anschicken, gegenüber Frauen Straftaten zu begehen? Immerhin leben wir in einem Rechtsstaat, wo allein der Staat durch die Polizei das Gewaltmonopol ausübt. Sollte es für Männer nicht ausreichen, bei Gefahr im Verzug die Polizei zu rufen? Mal ganz abgesehen davon, daß angemacht zu werden, keine Straftat ist – auch dann nicht, wenn Frauen angemacht werden.

Normalerweise gehen wir davon aus, daß jede Haftung an persönliches Verschulden gekoppelt ist. Entsprechend lehnen wir z.B. eine Kollektivschuld des deutschen Volkes gegenüber den Juden als Konsequenz des Holocaust ab, bejahen aber eine historische Verantwortung und leiten daraus auch einen politischen Auftrag für deutsche Regierungen ab. Doch das gilt nicht immer: Eine verschuldensunabhängige Haftung bejahen wir z.B. im Fall unserer moralischen Verantwortung für künftige Generationen und wir leiten draus die moralische Pflicht zum Schutz der Natur und der natürlichen Arten für alle gegenwärtig lebenden Menschen ab.

  • (2) Nun kann man nicht abstreiten, daß die Frauen seit einem halben Jahrhundert grundlos einen Angriffskrieg gegen die Männer auf fast allen Gebieten führen. Können wir daraus ableiten, daß das geschlechtsspezifische Abwehrrecht der Frauen, sich aus allen gewalttätigen Auseinandersetzungen heraus zu halten und dafür Männer kostenlos verpflichten zu dürfen, erlischt? Natürlich kann man argumentieren, daß dieses Abwehrrecht nie zu Recht bestanden hat, aber ist auch eine andere Argumentation gültig, nach der dieses Recht gerechterweise vewirkt wurde? Und welche Art von Gerechtigkeitsbegriff steckt dann hinter dieser Art von Kollektivverantwortung des Geschlechtes?

Welche anderen Konsequenzen können wir an der praktizierten, negativen Freiheit der Frauen von jeglicher Gewalt ziehen?

  • (3) Können wir zu recht argumentieren, daß wir Frauen zu recht nicht die Führung eines multinationalen Unternehmens zutrauen, wenn sie nicht mal mit ein paar besoffenen Trotteln in einer Bar oder auf der Straße fertig wird, so daß Frauenquoten absurd sind?
  • (4) Können wir argumentieren, daß Frauen ihre Staatsbürgerrechte umsonst bekommen und nicht wie Männer durch einen Kriegsdienst und damit durch die Inkaufnahme des Risikos von Tod, Verstümmelung und Verwundung verdienen müssen, so daß sie nun zum Ausgleich den Männern, nicht aber die Männer den Frauen beistehen müssen? Wäre das fair? Und wenn es unfair wäre, wäre es dann vielleicht trotzdem gerecht?
  • (5) Kann man überhaupt irgendeine Kompensation geschlechterweit geltend machen? Und wäre es in diesem Fall nicht ebenfalls bedeutsam, daß Männer keine reproduktiven Rechte (Zwangsvaterschaft, Kuckucksväter) haben, insofern ihre Zustimmung zum Sex immer als Zustimmung zur Fortpflanzung gewertet wird?

Ich füge also meiner Diskussion mit Mark E. Smith eine neue Komponente hinzu: Was wir noch nicht getan haben, um unsere Erfolgsaussichten in Sachen Männerthemen zu verbessern, ist der Aufbau einer geschlechterkonfliktspezifischen Moralkompetenz, die es uns erlauben würde, (1)-(5) adäquat und nach begründbaren ethischen Standards zu beantworten.

Es wird Zeit, das nachzuholen.


16 Kommentare

  1. Haselnuss sagt:

    „2.Männer glauben, daß sie selbst weniger wert sind als Frauen, daß Frauen edlere Menschen seien als sie selbst, und daher auf eine besondere Behandlung ein Anrecht hätten.“
    Es ist ein Eckpfeiler ihrer Existenz, wenn sie abends alleine im Dunkeln hocken, sich einen schrubbern und ihre Veilchen pflegen, die sie sich beim Verteidigen der weiblichen Ehre zugezogen haben. Aber, was ist für dich die Konsequenz daraus?

    „3.Die Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes wird als kulturelle Errungenschaft angesehen, die andere barbarische Völker z.B. Russen nicht vorzuweisen haben.“
    Die kultische Erhöhung der Frau zum gottgleichen, aber gleichzeitig komplett machtlosen und zu 100 % schützenswertem Wesen wird als DIE Errungenschaft der westlichen Welt angesehen.

    Das hat auch mE nichts mit „Moral“ zu tun, sondern ist einfach tief in Form von positiver Diskriminierung eingebrannt, dass man das nicht mehr rauskriegt. Wobei sich in letzter Zeit durchaus Risse auftung. Die manuresphere ist da ein Anzeichen dafür, obwohl sie sich vollkommen verrennt, das steigende Heiratsalter ebenfalls.

    „Die gefühlte Sklavenmoral der Männer“
    Die Sklavenmoral der Männer ist eine transponierte Sklavenmoral: Wir sind böse, ihr seid gut. Anstatt: Wir sind gut, ihr seid böse. Steile These: In Zeiten untergehender moralischer Instanzen klammert sich der Mann an die Frau/Mami als letzten Rettungsanker vor dem endgültigen Ertrinken. Sklavenmoral als umfassende Schwäche des Mannes, alleine mit der Welt zurecht zu kommen.

    • „Aber, was ist für dich die Konsequenz daraus?“

      Wir müssen ihnen was Besseres anbieten.

      „wird als DIE Errungenschaft der westlichen Welt angesehen.“

      Die Russen machen das ganz genauso.

      „obwohl sie sich vollkommen verrennt“

      Was könnten wir besser machen?

      • Haselnuss sagt:

        Die manuresphere (manure=Dung, Mist) besteht zB aus Roissy, Roosh, etc. Mit denen wollte ich an deiner Stelle nicht im gleichen Boot sitzen. 😉

        Mann kann recht wenig machen, außer nicht heiraten und am besten keine Kinder mit einer Frau kriegen. Ansonsten kriegst du das Fotzenknechttum aus der heutigen Generation mE nicht mehr raus. Die Zeichen stehen aber so, dass die nachfolgende Generation da anders denkt. Ich kenne beispielsweise viele Damen um die 20, alle ziemlich gut aussehend, die sich sehr einen Freund wünschen, aber keinen kriegen, der ihnen zusagt. Kann natürlich an überzogenen Ansprüchen liegen, allerdings ist die eine oder andere da durchaus zu deutlichen Kompromissen bereit.
        Auf der anderen Seite des Marktes ist das Gejammere bei den Weiblein Ü30 a la „where have all the good men gone“ ja bereits jetzt gottserbärmlich, und noch können die meisten Frauen ihren Heiratswunsch verwirklichen.

        „Die Russen machen das ganz genauso.“
        Soll das ein Gegenargument zu „wird als größte Errungenschaft der westlichen Welt angesehen“ sein? Ich erwarte da eigentlich mehr von dir.

        • „Soll das ein Gegenargument zu “wird als größte Errungenschaft der westlichen Welt angesehen” sein? “

          Das wird vermutlich überall auf der Welt als zivilisatorische Errungenschaft angesehen.

  2. Thomas sagt:

    Sehr geehrter Herr Diederichs,

    eine hochspannende Frage, die sie da aufwerfen, eine Frage, die mich selbst schon lang beschäftigt. In sämtlichen gesellschaftlichen Themenstellungen sind Männer – in meinen Augen – mittlerweile ganz objektiv ziemlich im Hintertreffen. Und trotzdem widerspricht kaum einer, vor allem kein Mann, wenn immer wieder ganz ungeniert von männlichen Privilegien fabuliert wird. Bitte nennt mir nur ein Privileg, das ich als heterosexueller, weißer Mann in Deutschland genieße und ich schweige fortan!

    Ich selbst bin in der DDR aufgewachsen. Dort gab es einen wahren Kult um die Errungenschaften des Sozialismus. Doch irgendwann war die Lücke zwischen Propaganda und gelebter Realität so groß, dass die Menschen begannen dagegen auf die Straße zu gehen. Gleiches hätte ich dem an Exessen reichen 3.-Welle-Feminismus auch prognostiziert. Doch die Männer schweigen bzw singen sogar mit im Chor vom besseren Menschen Frau. Einzige plausible Erklärung für mich ist, das der betreffende (Mann) sich persönliche Vorteile aus seiner (vermeintlichen) Ideologietreue verspricht.

    Mich macht das Schweigen der Männer traurig und resigniert. In einer Demokratie ist – da gebe ich Ihnen vollkommen recht – das Anbieten alternativer Erklärmodelle die einzige Option. Allerdings ist es nun einmal Kennzeichen repressiver Strukturen, dass vom Narrativ der Herrschenden abweichende Meinungen in der öffentlichen Diskussion unterdrückt werden. Zumindest in meiner persönlichen Wahrnehmung sind Stichworte wie „safe spaces“, „Migroagression“, „no-hate-speech“, „gegenderte Sprache“, usw. Ausdruck des bereits bestehenden totalitären Meinungsregimes in Sachen Feminismus.

    Sie sehen mich deshalb etwas hoffnungslos.

    • Lieber Thomas

      „Sie sehen mich deshalb etwas hoffnungslos.“

      Meine Hoffnung gründet sich darauf, daß wir – wenigstens auf lange Sicht – Mittel finden und Meinungen an Männer addressieren können, die bisher noch nicht da waren.

      Zweifellos stehen wir am Anfang des Verständnisses eines über Jahrhunderte aufgebauten Geschlechterverhältnisses und Vieles läuft falsch, über Anderes gibt es nur Vermutungen und bei den meisten Themen haben wir gar keine Ahnung, was wir sagen sollen.

      Doch das bedeutet nicht, daß es keine Mittel gibt, die Männer zu mobilisieren. Was z.B. die verstoßenen Väter angeht, hat sich bereits eine Protestkultur etabliert und das Wechselmodell wird immer häufiger auch in den sonst tendentiösen Massenmedien als Standardmodell diskutiert. Auch beim Thema „Reproduktive Rechte für Männer“ erwarte ich drastische Veränderungen und sie werden davon abhängen, daß wir den Männern diese Problematik einleuchtend erklären können. Denn bisher wird das alles nur totgeschwiegen, was zur Folge hat, daß sich jeder selbst helfen muß. Sobald aber jeder Mann seine Rechte z.B. an einem zentralen Ort nachschlagen, erwarte ich schon Veränderungen.

      Und für andere Themen stelle ich mir das genauso vor: Wir dürfen von falschen Theorien einfach nicht erwarten, daß sie überzeugend sind und sozialen Bewegungen Zündstoff liefern. Wenn sich also nichts tut, dann liegt nach meiner Überzeugung der Fehler primär bei uns Aktivisten.

      P.S.: Normalerweise herrscht auf diesem blog das informelle DU vor. Ich hoffe, daß stört Sie nicht.

  3. Lotosritter sagt:

    Gegenfrage: Würde sich irgendetwas an der gesellschaftlichen Ignoranz für Männergerechtigkeit ändern, wenn Frauen fortan nicht mehr auf den Schutz von Männern rechnen können?

    Dass Männer meinen, weniger wert zu sein als Frauen, liegt an der nach wie vor dominierenden, bis zur Minne zurückreichenden Vorstellung der Romantik, dass Männer Kavaliere sind und Frauen ihr schmückendes Beiwerk, das ihren gesellschaftlichen Status unterstreicht. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Vorstellung, die beider Handlung bedingt. Diese Vorstellung bedingt auch, dass maskuline Forderungen mehrheitlich als ungerechtfertigt empfunden werden. Diese Vorstellung bedient auch der Feminismus, der Frauen letztlich als stets zu beschützende weil allüberall benachteiligte Hascherl versteht.

    Als Junge empfand ich das Titanicproblem, „Frauen und Kinder zuerst in die Rettungsboote“, zwar als ungerecht, verachtete aber gleichzeitig jene Männer, die sich die Freiheit genommen hatten, trotzdem in ein Rettungsboot zu steigen, weshalb ich dann lieber Matrose gewesen wäre, denn der durfte sein Leben retten, um hierdurch dass der Frauen zu retten. – Ich empfand also einerseits die Ungerechtigkeit, akzeptierte sie aber gleichwohl. Und ich denke, dass ist das Problem der männlichen Hälfte der Gesellschaft, dass sie nicht imstande ist, dieses Rollenklischee zu verschieben. Womöglich haben sie Angst, dann – weil unmännlich – nicht mehr an die Frauen heranzukommen, und da sie in dieser Absicht in Konkurrenz zueinander stehen, werden sie kaum zurücktreten, um sich einer vermeintlichen Chance zu entheben.

    • @Lotosritter

      „Würde sich irgendetwas an der gesellschaftlichen Ignoranz für Männergerechtigkeit ändern, wenn Frauen fortan nicht mehr auf den Schutz von Männern rechnen können?“

      Schwer zu sagen. Nach meinem Wissen und Verständnis haben Männer noch niemals versucht, normative Gegenwehr gegen die weibliche Sozialdominanz der Frauen zu leisten. Ich kann daher schwer vorhersagen, was passiert.

      „Dass Männer meinen, weniger wert zu sein als Frauen, liegt an der nach wie vor dominierenden, bis zur Minne zurückreichenden Vorstellung der Romantik, dass Männer Kavaliere sind und Frauen ihr schmückendes Beiwerk, das ihren gesellschaftlichen Status unterstreicht.“

      Könnte sein, ich denke gerade darüber nach und möchte mich insofern noch nicht festlegen.

      „Ich empfand also einerseits die Ungerechtigkeit, akzeptierte sie aber gleichwohl.“

      Ein interessantes Phänomen. Ich weiß noch nicht, wie ich das deuten soll.

      „Womöglich haben sie Angst, dann – weil unmännlich – nicht mehr an die Frauen heranzukommen, und da sie in dieser Absicht in Konkurrenz zueinander stehen, werden sie kaum zurücktreten, um sich einer vermeintlichen Chance zu entheben.“

      Da mache ich mir – ehrlich gesagt – keine Sorgen: Alles eine Frage der Begründung und der PR. Und wenn erst mal die ersten 100000 Männer auf unserer Seite stehen, geht der Rest von allein.

    • Thomas sagt:

      @ Lotusritter:

      Deine These vom Konkurrenzkampf um das Weibchen leuchtet mir ein – ich teile diese Vermutung. Spannender wird es aber, wenn Du sagst, dass Du die Ungerechtigkeit zwar empfindest, diese jedoch gleichzeitig akzeptierst. Daran knüpfen sich für mich gleich mehrere Fragen: Ist diese Akzeptanz vornehmlich durch Erziehung begründet oder ist es rationales Kalkül, schließlich sind mit Blick auf das reproduktive Potential einer Gesellschaft Frauen die wertvolle Ressource? Was lässt den Wiederstand zur Behebung dieser Ungerechtigkeit in Dir so erlahmen, schließlich sind es Deine Brüder, unsere Väter, die im eiskalten Wasser ertrinken – haben Männer denn kein Mitgefühl füreinander? Und schließlich, was muss passieren, damit in unseren Köpfen ein Männerleben genauso “wervoll” wird wie das einer Frau?

      • Lotosritter sagt:

        Ich denke, es ist Konditionierung. Ich bin 50er Jahrgang und da verreckte gerade der Rest von einigen Millionen Männern in russischer Gefangenschaft. Da war der Heldentod noch ein unabdingbarer Teil der Männerehre. Solche gesamtgesellschaftlichen Haltungen gehen zunächst einmal unhinterfragt in die Weltsicht über, so wie es heute feministische Standpunkte sind, die Mann ebenso nachleiert und nachlebt wie Frau.
        Was muss passieren, damit ein Männerleben ebenso wertvoll wird wie das einer Frau?
        Vielleicht druckt man sich Postkarten, die man immer dann an eine Redaktion schickt, wenn es bei einem Unglück wieder heißt: „…darunter Frauen und Kinder!“ Oder man empört sich, wenn UvdL von den in Afghanistan gefallenen Soldatinnen und Soldaten spricht, wo dort keine Soldatin gefallen (allenfalls gestolpert) ist.

  4. Thomas sagt:

    Lieber Elmar,

    ich würde mich wirklich freuen, wenn Du 😉recht behalten solltest mit Deiner Zukunftsprognose. Und ich teile Deine Wahrnehmung, dass die momentan häufig zu Geldautomaten degradierten Väter in diesem Land die größten Chancen auf eine Entwicklung zum Besseren haben.

    ABER hier ist die Not auch am größten. Es gibt kein tiefergehendes, menschlicheres Thema als die eigenen Kinder. Da wird jeder Mensch emotional und kämpferisch! Zu Wahrheit gehört aber auch, dass von etwa 1,9 Mio Alleinerziehenden im Augenblick circa 90 Prozent Frauen sind. Also selbst wenn das Wechselmodell in der gesamtgesellschaftlichen Diskussion angekommen sein mag, von einer fairen intergeschlechtlichen Lösung sind wir – meines Erachtens – noch meilenweit entfernt.

    Was die reproduktiven Rechte von Männern angeht – extrem wichtiges Thema – da sind wir nach meinem Dafürhalten sogar noch im Jahr 1517 und die Thesen sind noch nicht mal an die Tür der Schlosskirche genagelt! Gäbe es in dieser Frage eine nachhaltige gesellschaftliche Debatte, dann wäre dies ein Quantensprung in der Diskussion.

    • Lieber Thomas

      „Gäbe es in dieser Frage eine nachhaltige gesellschaftliche Debatte, dann wäre dies ein Quantensprung in der Diskussion. “

      Ich werde voraussichtlich auf dem 2. Genderkongreß im Frühjahr in Frankfurt einen workshop dazu anbieten. Vielleicht bist du ja dabei.

  5. […] Nachweisbarerweise halten Männer Frauen für wertvoller als sich selbst und Frauen zu bevorzugen gilt in der westlichen Welt als Nachweis von Zivilität. […]

  6. TaiFei sagt:

    Imho wird bei diesem Mimimi die biologische Komponente vergessen. Tatsächlich sind Frauen für die biologische Reproduktion wichtiger als Männer. Auch in der natürlichen Auslese wird dem Rechnung getragen. In Zeiten geringerer Ressourcen werden vermehrt Mädchen geboren und Mädchen haben als Frühgeborene i.d.R. auch die höheren Überlebenschancen. Noch relevanter wird der Fakt sogar in der Fauna, wo Männchen allein schon für die Möglichkeit der Fortpflanzung oft ihr Leben riskieren müssen. Bei Primaten und allen Verwandten liegt die Wahl der Fortpflanzung immer auf Seiten der Weibchen. Damit ein eindeutiges JA, biologisch sind Weibchen tatsächlich wertvoller. Beim Menschen hat sich das dahingehend geändert, dass wir ja ein gesellschaftliches Verständnis für Besitz entwickelt haben. Da dieser ab einem bestimmten Punkt unsozial akkumuliert bzw. verteilt wurde, musste ein Erbrecht hergeleitet werden, welches diesen Zustand absicherte. Das führte zu einer gesellschaftlichen Herabstufung der Frau in den meisten Gesellschaften.

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