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Allel:
Ein Allel (eine Variante eines Gens) entspricht einer bestimmten DNA-Sequenz eines Gens. Ein neues Allel entsteht durch Mutation aus einem anderen Allel desselben Gens.
Akteuer:
zu einer Art gehörendes Individuum, welches ein Verhalten zeigt.
Altruismus:
ein Verhalten, daß für dem Akteuer evolutionär kostspielig, für den Adressaten aber auf Basis lebenslangen, direkten Fitnesskonsequenzen des Verhaltens lohnend ist.
Betrüger:
Individuen, die nicht oder weniger kooperieren, als fair wäre, gleichzeitig aber von der Kooperation anderer profitieren.
Biologismus:
Biologismus bezeichnet die Ideologie, daß auch kulturelle Phänomene beim Menschen allein in bloßen Begriffen der Biologie zufriedenstellend beschrieben und erklärt werden können. Damit erweist sich der Biologismus als eine schwer durchschaubare Mixtur aus Soziobiologie, evolutionärer Psychologie, Biologie und allerlei Mißverständnissen dieser Themen, auf die auch Soziobiologen, die sich als Verhaltensbiologen verstehen, mit Verachtung herabsehen. Der Biologismus erhebt mitunter den Anspruch, die Sozialwissenschaften ohne Informationsverlust ersetzen zu können.
Chromatin:
Das Material, aus dem die Chromosomen bestehen. Chromosomen sind aus einer DNA-Doppelhelix sowie bestimmten Proteinen und RNA-Molekülen aufgebaut. Bestandteile des Chromatins sind selten oder nie ohne DNA in der Zelle zu beobachten.
Chromosom:
Ringförmig geschlossener oder mit Telomeren ausgestatteter DNA-Doppelstrang in einer Zelle. Das Chromosom ist fähig zur Replikation und umfasst auch stabil gebundene Proteine und RNA-Moleküle.
diejenige eigene Gesamtfitnesskomponente, die erlangt wird durch den Einfluß des eigenen Verhaltens auf die eigene Reproduktionsrate.
DNS:
Desoxyribonukleinsäure (englisch: DNA) ist ein aus Phosphorsäure, dem Zucker Desoxyribose und den Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin aufgebautes, langkettiges Molekül. Es entsteht auf natürliche Weise nur in lebenden Zellen und tritt dort als DNA-Doppelstrang (DNS-Doppelhelix) auf. Das Genom aller Organismen, der Mitochondrien, der Chloroplasten und mancher DNA-Viren besteht aus dieser Form der DNA. Andere DNA-Viren enthalten nur einen DNA-Einzelstrang.
DNA-Methylierung:
Ein Wasserstoffatom der DNA-Nukleobasen Adenin, Cytosin oder Guanin kann durch eine Methylgruppe ersetzt werden. Die einzige Form der DNA-Methylierung, welche in !Eukaryoten regelmäßig vorkommt, findet am fünften Kohlenstoffatom des Cytosin-Rings statt. Die dabei entstehende, modifizierte Base wird 5-Methylcytosin genannt und paart wie Cytosin mit Guanin im Gegenstrang.
Eigennutz:
Verhalten, daß dem Akteur nützt und für den Adressaten kostspielig ist.
ENCODE-project:
A
elterliches Investment:
A
Epigenetik:
Das ist ein Zweig der Molekularbiologie, der sich mit dem Chromatin und seinen Veränderungen während des Zellzyklus und der Zelldifferenzierung sowie mit den Auswirkungen dieser Prozesse auf den Phänotyp befasst. Epigenetik umschreibt die Metaebene genetischer Regulation, i.e. molekulare Mechanismen, die zu einem stärkeren oder schwächeren Ablesen von Genen führen, ohne dass die dort gespeicherte Information verändert wird. Per Epigenetik gelingt es dem Zellkern unter dem Einfluss äußerer Faktoren zu regulieren, wann und in welchem Ausmaß welche Gene ein- und ausgeschaltet werden. Somit erhöhen epigenetische Mechanismen die Flexibilität des immer gleichen Erbguts der unterschiedlichsten Zellen: Wie Haut-, Herz- oder Darmwandzellen ihre identischen DNA-Sequenzen einsetzen, kann unter epigenetischer Regulation auch von Umweltfaktoren abhängen. In der Konsequenz stößt die Epigenetik ein lang gehegtes Dogma der Biologie um: die Idee, dass die Eigenschaften eines Organismus durch das bei der Geburt vererbte Genmaterial unveränderbar bestimmt wird. Tatsächlich erlaubt die Epigenetik selbst subtilen Umweltveränderungen den Zugriff auf unser Erbgut – neue Forschung zeigt, das die Entstehung von Krankheiten oder die Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen epigenetisch beeinflusst sein können.
Essentialismus:
A
essentialistischer Genbegriff:
A
Eukaryot:
Lebewesen mit echtem Zellkern, welcher aus !Chromatin, Kernplasma und Kernmembran besteht. Im Unterschied zu den Bakterien und Archaeen mit frei im Zellplasma schwimmendem Erbmaterial können Eukaryoten auch mehrzellig sein.
Evolution:
Evolution ist die Änderung des Genoms von Lebewesen, Viren oder Organellen von Generation zu Generation.
Expression:
Ein exprimierter Phänotyp ist ein sichtbarer Phänotyp. Ein Gen wird exprimiert, indem es transkribiert (alle Gene) und, wenn möglich (nur proteinkodierende Gene, keine RNA-Gene), translatiert wird.
Fitness:
Die Fitness (relative oder reproduktive Fitness) eines Organismus wird errechnet als Verhältnis der Anzahl seiner Nachkommen zur durchschnittlichen Anzahl der Nachkommen aller Individuen seiner Art. Die durchschnittliche Fitness (Anzahl der Nachkommen) wird üblicherweise gleich 1 gesetzt, sodass z. B. eine Fitness größer 1 eine höhere Nachkom- menzahl als durchschnittlich bedeutet.
Gen:
Ein Gen ist eine genomische !Sequenz, welche vom Transkriptions- bzw. Translationsapparat einer Zelle zur Herstellung eines oder mehrerer funktioneller Moleküle (Proteine oder !RNA-Moleküle) genutzt wird. Wenn zur Herstellung verschiedener funktioneller Moleküle einander überlappende DNA-Sequenzen benötigt werden, dann umfasst ein Gen alle diese Sequenzen und kann auf diese Weise als Matrize für mehr als ein funktionelles Molekül dienen.
genetische Assimilation:
Ein zunächst nur selten gezeigter Phänotyp wird unter positiver !Selektion zum dominierenden Erscheinungsbild. Grund hierfür sind ein oder mehrere !Mutationen, welche einen oder mehrere neue Genotypen erzeugen, die diesen Phänotyp häufiger ausprägen als die bisherigen Genotypen.
genetischer Code:
Der genetische Code beschreibt die Umsetzung aller 64 möglichen Dreierkombinationen (Codons) der vier !Nukleotide (43=64) in 20 (in manchen Arten bis zu 22) verschiedene Aminosäuren bzw. in ein Stoppsignal bei der !Translation. Da es mehr Codekombinationen (64) als Bedeutungen (23) gibt, haben die meisten Bedeutungen mehrere, alternative Codons. Das wird die Degeneration des genetischen Codes genannt. Oft ist das dritte Nukleotid eines Codons daher für die Art der kodierten Aminosäure bedeutungslos.
genetische Drift:
Zufällige, d.h. nicht selektionsbedingte Änderung der Häufigkeit einer Genvariante (eines Allels) im Laufe der Evolution. Ihr Anteil an den evolutionären Veränderungen einer Art ist umso größer, je kleiner die Population dieser Art ist.
genetische Last:
Summe der Wirkungen derjenigen Mutationen, welche trotz nachteiliger Phänotypen an der Entstehung des betrachteten Genoms beteiligt waren. Da Umweltveränderungen wie auch neue Mutationen die Eignung des Genoms neu bewerten können, ist das Ausmaß dieser Last schwer zu messen. Kompensatorische Mutationen können sie verringern.
Genom:
Das Genom eines Organismus besteht aus seiner gesamten Erbinformation. Bei Bakterien sind das meist mehrere DNA-Moleküle sehr unterschiedlicher Größe, die frei im Zellplasma schwimmen. Bei Eukaryoten gehören das Kerngenom (die Chromosomen im Kern) und die relativ kleinen, sich unabhängig von Kerngenom replizierenden DNA-Moleküle der Mitochondrien und der nur bei Pflanzen vorhandenen Chloroplasten zum Genom.
Genotyp:
Der Genotyp ist die Gesamtheit der Erbinformation eines Individuums. Man spricht vom Genotyp und nicht vom Genom, wenn erstens die Erbinformation eines bestimmten Individuums gemeint ist bzw. wenn zweitens die Erbinformation als Summe bestimmter Allele und nicht als eine An- zahl von Chromosomen (DNA-Molekülen) aufgefasst wird. Grundsätzlich bedeuten Genom, Genotyp und Erbinformation jedoch das Gleiche.
Genzentrismus:
Ansicht, dass Gene die wichtigsten Einheiten der Selektion sind sowie dass Organismen nur ein Mittel der Gene sind, ihre maximale Vermehrung durchzusetzen.
Gesamtfitness:
von Akteueren evolutionär maximierte Summe von direkter und indirekter Fitness.
Haplo-Diploidie:
Als Haplo-Diploidie bezeichnet man eine Form tierischer Geschlechtsbestimmung, bei der ein Geschlecht nur einen Chromosomensatz trägt (haploid) und das andere Geschlecht – wie bei Tieren allgemein üblich – den doppelten Chromosomensatz (diploid). Typischerweise ist das männliche Geschlecht haploid. Männchen entstehen dann meist aus unbefruchteten Eiern. Man findet die Haplo-Diploidie vor allen bei vielen Insekten, bei Milben und manchen Fadenwürmerarten.
Histone:
Histone sind evolutionär nur wenig veränderliche Proteine, welche zusammen mit einen Abschnitt der DNA Nukleosomen aufbauen. Sie machen die DNA damit haltbarer und weniger zugänglich. Die Bindung zwischen der DNA (als Säure in wässriger Lösung negativ geladen) und den Histonen (wegen des Reichtums an basischen Aminosäuren in wässriger Lösung positiv geladen) ist stärker als zwischen jedem anderen Protein und der DNA.
Histone-Code:
Die Histon-Code-Hypothese besagt, dass Kombinationen verschiedener !Histon-Modifikationen durch ein oder mehrere spezifisch bindende !Proteine als Signal für bestimmte biologische Prozesse interpretiert werden können. Das ist richtig, der Begriff „Code“ führt jedoch in die Irre, da erstens die einzelnen Histon-Modifikationen keineswegs frei, sondern nur in bestimmten bevorzugten Zusammenstellungen miteinander kombiniert werden können, und da zweitens die Histon-Modifikationen kooperativ, also abhängig von ihrer Menge, wirken.
Histone-Modifikation:
Unter einer Histon-Modifikation versteht man die chemische Modifikation bestimmter Aminosäuren der Histon-Polypeptidkette. Dies geschieht durch Anheftung funktioneller Gruppen wie z.B. Essigsäurereste (Acetylierung), Methylreste (Methylierung) und Phosphorsäurereste (Phosphorylierung). Eine solche Anheftung verändert die Bindungseigenschaften des betroffenen Histones.
HGT – horizontaler Gentransfer:
Unter einem horizontalen Gentransfer (auch als lateraler Gentransfer bezeichnet) versteht man die Übertragung eines oder mehrerer danach wieder funktionierender Gene von einer Organismenart zu einer anderen ohne Mitwirkung sexueller Rekombination. Hürden für den erfolgreichen Transfer sind erstens der erfolgreiche Import und Einbau fremder DNA, zweitens eine erfolgreiche Transkription der Gene in der neuen Zelle und drittens die Wirkung des neuen Genproduktes auf den Organismus.
human genome project:
A
indirekte Fitness:
diejenige Komponent der eigenen Gesamtfitness, die erlangt wird, indem man die Reproduktionsrate anderer, genetisch ähnlicher Indivduen steigert
Kanalisierung:
Kanalisierung (Robustheit) bezeichnet die relative Unempfindlichkeit der im Laufe der Entwicklung eingenommenen Phänotypen einer Population von Organismen gegenüber schwankenden Umwelteinflüssen und gegenüber genetischen Mutationen.
kin selection:
Prozeß bei dem bestimmte Charakterzüge von Personen aufgrund ihrer Vorzüge zur Steigerung der Gesamtfitness genetisch ähnlicher Individuen bei der Reproduktion favorisiert werden.
Kompensation:
Mutationen können erstens die Menge überschüssiger DNA verringern, zweitens die allmählich an vielen Stellen angesammelten, nachteiligen Sequenzveränderungen wieder rückgängig machen oder drittens diese nachteiligen Veränderungen durch Mutationen an anderer Stelle in ihrer Wirkung abschwächen, beseitigen oder sogar umkehren. Eine Ansammlung genetischer Lasten, vor allem durch die ungenügende Wirksamkeit der !Selektion in kleinen Populationen, erhöht die Wahrscheinlichkeit kompensierender Mutationen.
Kooperation:
ein Verhalten, daß dem Adressaten Nutzen bringt und Nutzen bringen soll.
Untermenge einer Population, die untereinander kooperieren und sich reproduzieren, so daß sie unterschiedliche Charakterzüge favorisieren.
linkage desequilibrium:
??
Meiose:
Meiose (Reduktionsteilung) ist eine besondere Art der Zellteilung, welche bei Eukaryoten der sexuellen Fortpflanzung vorausgeht. Ausgangspunkt ist eine Zelle mit je einem Satz mütterlicher und väterlicher Chromosomen. Die homologen (gleichartigen) Chromosomen beider Eltern werden dabei gepaart, brechen jeweils an mindestens einer, zueinander homologen Stelle und tauschen gegenseitig diese Bruchstücke aus (Crossing-over). Die entstehenden zwei homologen, nunmehr gemischten Chromosomensätze werden zufällig auf zwei Tochterzellen verteilt. Es entstehen Ei- bzw. Spermazellen mit jeweils einfachem Chromosomensatz, welche sich bei der Befruchtung wieder zu einem doppelten Chromosomensatz ergänzen. Die biologische Funktion dieses Prozesses besteht in der Mischung (Rekombination) des Kerngenoms.
mereologischer Fehlschluß:
A
methodologischer Individualismus:
A
Mitochondrium:
Funktionelle Struktur (Organelle) eukaryotischer Zellen. Hier läuft die Atmung ab, d. h. der Aufbau zellweit transportabler Energieträger durch kontrollierte Oxidation organischer Stoffe. Mitochondrien enthalten eigene Genome.
Mutation:
Eine Mutation ist jede Veränderung des Genoms. In dieser weiten Definition von Mutationen sind Austausche der vier Nukleotide gegeneinander, Verluste sowie Insertionen zusätzlicher Nukleotide als Punkt-Mutationen eingeschlossen. Ganze Chromosomen können durch Deletionen, Duplikationen, Insertionen und den Austausch von DNA-Abschnitten mit anderen Chromosomen verändert werden (Chromosomen-Mutationen). Auch Veränderungen der Chromosomenzahl sind Mutationen. So können einzelne Chromosomen wegfallen, dazukommen oder auch ganze Chromosomensätze verlorengehen oder hinzukommen (Genom-Mutationen). In diesem weiten Sinne sind auch mit Rekombination notwendigerweise Mutationen verbunden, da hier ein neues, möglicherweise einzigartiges Genom entsteht.
Nepotismus:
Bevorzugung von Verwandten gegenüber anderen Individuen. Nepotismus setzt als kultureller Begriff sowohl die Erkennung von Verwandtschaftsgraden als auch ein Interesse an der Bevorzugung von näher Verwandten voraus.
Nukleosom:
Das Chromatin des Kerngenoms der Eukaryoten besteht aus Nukleosomen, die wie Perlen an der Schnur des DNA-Strangs angeordnet sind. Ein Nukleosom besteht aus acht Histon-Molekülen und 147 Basenpaaren DNA. Da die DNA als Säure negativ und die Histone positiv geladen sind, wickelt sich die DNA sehr stabil um den Histon-Molekülverbund. Die Zugänglichkeit der DNA für andere Proteine wird so wesentlich eingeschränkt.
Nukleotid:
Ein Nukleotid einer Nukleinsäure (RNA oder !DNA) ist ein einzelner Baustein dieser kettenförmigen Moleküle. Er besteht aus je einem Teil-Molekül Phosphorsäure, Ribose (ein Zucker, bei DNA Desoxyribose) und einer der vier Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Uracil (bei DNA statt Uracil Thymin). In doppelsträngigen Abschnitten der Nukleinsäuren (z. B. in Chromosomen) paart die Base jedes Nukleotids mit einer Base des Gegenstranges und bildet so ein Basenpaar. Cytosin kann nur mit Guanin paaren, während Adenin kann nur mit Uracil (RNA) oder Thymin (DNA) paaren kann. Durch die natürliche Krümmung des so gebildeten Doppelstranges entsteht die bekannte DNA-Doppelhelix.
Phänotyp:
Erscheinungsbild eines Organismus durch die Gesamtheit seiner Merkmale.
Plastizität:
Variabilität des Phänotyps in Abhängigkeit von den erfahrenen Umweltbedingungen.
Prion:
Ein Prion ist ein Protein, welches auf eine ansteckende Art und Weise anders als andere ähnliche Proteine gefaltet ist.
Promotor:
Sequenz der Bindestelle der RNA-Polymerase und der Transkriptionsfaktoren an der DNA. Da Zeitpunkt und Häufigkeit des Startes der Transkription die wichtigsten Formen der Regulation der Genaktivität sind, ist die Wirkungsweise des Promotors von entscheidender Bedeutung für die Herstellung von Genprodukten.
Protein:
Proteine sind Eiweiße. Sie entstehen durch den Vorgang der Translation über die Aneinanderreihung von 20 verschiedenen Arten von Aminosäuren. Die Reihenfolge dieser Aneinanderreihung wird von der Reihenfolge der Nukleotide einer Boten-RNA (mRNA) bestimmt. Diese Boten-RNA wurde zuvor von dem für dieses Protein kodierenden Gen des Genoms abgeschrieben (transkribiert). Proteine beginnen sich noch während ihrer Translation aus der Kettenform zu einer rundlichen Struktur zu falten. Erst in dieser Form sind sie funktionell.
Punktualismus:
Die Theorie des Punktualismus entwickelten die Paläontologen Eldridge und Gould in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie besagt, dass die Phänotypen von Organismen sich während der Evolution nicht kontinuierlich, sondern sprunghaft verändern. Zu dieser Annahme kamen die Autoren durch das Studium der zeitlichen Abfolge der Fossilien. Millionen Jahre lange Phasen relativer Unveränderlichkeit wechseln sich hier sehr oft mit schnellen, wesentlichen Veränderungen innerhalb weniger Tausend Jahre ab. Evolution läuft also nicht gleichmäßig (graduell, diese ursprüngliche Vermutung wird Gradualismus genannt), sondern ungleichmäßig ab. Das gilt vor allem für Phänotypen, weniger für Genotypen, deren wesentlich gleichmäßigere Veränderungen nur durch den Vergleich heutiger !Genome zu erkennen sind.
Rekombination:
Vermischung von Teilen der Genotypen mehrerer Individuen zu neuen Genotypen. Kann als besondere Form der Mutation aufgefasst werden und dient der Beseitigung nachteiliger Mutationen sowie der Durchsetzung vorteilhafter Mutationen durch Trennung und Neukombination verschiedener Allele eines Genoms.
Replikation:
Eine Replikation ist die Herstellung eines neuen DNA-Strangs unter Nutzung eines vorhandenen als Matrize sowie verschiedener funktionell spezialisierter Proteine als Katalysatoren. DNA ist nicht fähig, sich selbst zu replizieren. Jeder Zellteilung muss genau eine Replikation des !Genoms vorausgehen.
Retrotransposon:
Transposon, dessen Vermehrung über die Transkription einer RNA-Kopie erfolgt.
Retrovirus:
Retrotransposon, welches zusätzlich über eine Proteinhülle verfügt, dadurch auch außerhalb einer Zelle stabil bleibt und eine neue Zelle infizieren kann. Das retrovirale Genom besteht aus RNA, kann aber mithilfe einer Reversen Transkriptase als !DNA in das Genom der Wirtszelle integriert werden.
Reverse Transkriptase:
Enzym, welches einen DNA-Strang entsprechend einer RNA-Matrize zusammensetzen kann. Diese Reaktion ist eine umgekehrte Transkription.
RNS:
Ribonukleinsäure ist ein aus Phosphorsäure, dem Zucker Ribose und den Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Uracil aufgebautes, langkettiges Molekül. Es entsteht auf natürliche Weise nur in lebenden Zellen, vor allen beim Vorgang der !Transkription. Das Genom der RNA-Viren (dazu zählen Retroviren) besteht aus RNA. RNA-Moleküle können sowohl Erbinformationen übertragen (Boten-RNA) als auch selbst funktionelle Moleküle der Zelle sein.
RNA-Interferenz:
Auch RNAi. Ein Teil der RNA wird nach der Transkription nicht zur Translation von Proteinen eingesetzt. Solche RNA-Moleküle haben viele Namen, z.B. ncRNA (non-coding RNA), siRNA (silencing RNA) und miRNA (microRNA). Diese Moleküle werden meist in kleine Stücke zerlegt und bindet dann an komplementäre Abschnitte anderer RNA oder der DNA. Ihre Bindung hat die Stilllegung der Zielmoleküle zur Folge.
Selektion:
Beschreibt die Beobachtung, dass Transposons, Organismen und !Arten oft keine Nachkommen haben, d. h. ausgelesen (selektiert) werden. Erst wenn eine große Zahl von Selektionsereignissen solcher Objekte der Selektion untersucht wird, kann sich zeigen, ob bestimmte Eigenschaften der untersuchten Objekte (z. B. Organismen) negativ oder positiv selektiert werden, was sich durch eine relative Ab- oder Zunahme der Träger solcher Eigenschaften zeigt. Selbst dann ist jedoch eine solche selektierte Eigenschaft nicht absolut positiv oder negativ zu bewerten, da ihr Wert von anderen Eigenschaften des Organismus und von einer räumlich und zeitlich variablen Umwelt abhängt. Deshalb ist Selektion gegen eindeutig nachteilige Merkmale wie etwa Unfruchtbarkeit und frühe Letalität sowie zugunsten genetisch einfach zu korrigierender Merkmale wie der Intensität einer Färbung in der Evolution allgegenwärtig und plausibel; andererseits sind jedoch die genetischen Grundlagen vor allem der Entstehung neuartiger Eigenschaften (Innovationen), für die weit mehr Mutationen nötig sind, noch ungenügend erforscht.
Sexuelle Fortpflanzung:
Vorgang, welcher die Erzeugung von Nachkommen mit genetischer !Rekombination verbindet. Die sexuelle Fortpflanzung besteht aus zwei oft zeitlich weit getrennten Vorgängen, erstens aus einer speziellen Form der Zellteilung namens Meiose zur zufälligen Auswahl eines einfachen Satzes von Chromosomen aus einem doppelten Satz sowie zweitens aus der Fusion zweier durch Meiose entstandener Zellen in der Befruchtung. Eine Verschmelzung zweier Meioseprodukte desselben Individuums, d.h. eine Selbstbefruchtung, unterläuft die Funktion einer Rekombination, so dass im Laufe der Evolution verschiedene Mechanismen zur Vermeidung solcher Kurzschlüsse entstanden. Die verbreitetste Form effektiver Vermeidung von Selbstbefruchtung besteht in getrennt-geschlechtlichen Individuen.
Soziobiologie:
Umstrittener Zweig der Biologie, welcher die biologischen Grundlagen des Sozialverhaltens von Organismen untersucht. Problematische Grundannahmen der Soziobiologie sind u. a. die Unterstellung einer Vermehrungstendenz von Genen bzw. von Organismen anstelle einer bloßen Fähigkeit zur Vermehrung bei Organismen und Transposons (nicht bei Genen) sowie der rein biologische Ansatz zum Verständnis des menschlichen Sozialverhaltens.
Speziesismus:
Das Wort wurde in Anlehnung an „Rassismus“ gebildet. Er bezeichnet alle Positionen, die Lebewesen allein aufgrund der Tatsache, daß sie nicht einer bestimmten Spezies angehören, einen niedrigeren oder gar keinen moralischen Status einräumen. Der moralische Status eines Wesens betrifft die Frage, welche moralischen Rechte und Pflichten man ihm einräumt.
Spieltheorie:
Theorie, in der Entscheidungssituationen mehrerer Beteiligter systematisch analysiert werden, wobei die Entscheidungen voneinander anhängig gemacht werden. Dabei geht es immer um die Frage, welche Entscheidung rational ist. Spieltheorie ist ein spezieller Fall der linearen Optimierung.
springendes Gen:
Das ist ein Transposon.
Telomer:
Chromosomenenden, abschließende Struktur eukaryotischer Chromosomen.
Telomerase:
Reverse Transkriptase, welche mithilfe einer speziellen RNA-Matrize die durch Zellteilungen verkürzten !Telomere wieder verlängert.
Transkription:
Abschrift eines Gens zur Herstellung eines funktionellen Moleküls. Entweder entsteht dabei direkt ein funktionelles RNA-Molekül oder eine Boten-RNA (mRNA), welche als Matrize zur Translation eines Proteins dient.
Transskriptionsfaktor:
Protein, welches an bestimmte Sequenzen der DNA oder ersatzweise an andere, DNA-bindende Transkriptionsfaktoren bindet und dadurch die Transkription von !Genen in der Nähe seiner Bindestelle beeinflusst, d. h. anschaltet, verstärkt, abschwächt oder auch beendet. Es gibt zahlreiche verschiedene Transkriptionsfaktoren in einer Zelle. Meist wirken mehrere verschiedene zusammen, um die Transkription eines bestimmten Gens zu regulieren.
Translation:
Vorgang, bei dem die Reihenfolge der !Nukleotide einer Boten-RNA in eine Aminosäurenfolge eines !Proteins übersetzt wird.
Transposon:
Beweglicher DNA-Abschnitt, der ein oder mehrere Gene enthalten kann. Transposons sind Parasiten eines Wirtsgenoms, das sie nicht verlassen können. Sie können sich nur innerhalb dieses Genoms über neue DNA- oder RNA-Kopien (Retrotransposon) vermehren. Ihre Kopien bauen sich dazu an einer neuen Stelle im Genom ein und mutieren damit das Wirtsgenom. Auch wenn Transposons sich selbst nicht mehr kopieren oder an neuer Stelle einbauen können, verbleiben ihre inaktiven Reste noch bis zur völligen Zerstörung durch örtliche Mutationen im Wirtsgenom.
Ultradarwinismus:
Das ist die Ansicht, dass Evolution ausschließlich oder doch nahezu ausschließlich durch natürliche Selektion angetrieben wird. Vertreter dieser Ansicht sind zugleich häufig der Meinung, dass erstens Gene die wichtigsten Einheiten der Selektion sind und zweitens Mutationen an sich noch keine Evolution verursachen, solange sie nicht positiv selektiert werden.
Verwandtenselektion:
Hypothese, welche voraussetzt, das Organismen einschätzen können, welchen Anteil ihrer Allele sie mit welchen anderen Organismen gemeinsam haben. Individuen würden demzufolge andere Individuen, die aufgrund gemeinsamen Allelbesitzes mit ihnen verwandt sind, gegenüber weniger verwandten Individuen unterstützen. Dazu muss außerdem vorausgesetzt werden, dass Organismen ihre Allele möglichst stark vermehren wollen.
Zellgedächnis:
Unter einem Zellgedächnis versteht man die gewebe- und entwicklungszeitspezifische Modifizierung der Erbinformation durch epigenetische Faktoren (DNA-Methylierung, Histon-Modifizierung, RNA-Interferenz). Ein solches Zellgedächnis einer menschlichen Hautzelle fügt also der genetischen Information „Mensch“ noch die epigenetische Information „Haut“ hinzu. Das Zellgedächnis wird bei normaler Zellteilung weitestgehend übernommen (z.B. Bildung neuer Hautzellen), wird aber bei der Bildung von Ei- und Spermazellen weitestgehend gelöscht. Beide Prozesse sind allerdings noch ungenügend erforscht.