Übersicht:
„Das Abendland geht nicht zugrunde an den totalitären Systemen
und auch nicht an seiner geistigen Armut.
Es geht zugrunde an dem hündischen Kriechen
seiner Intelligenz vor den politischen Zweckmäßigkeiten.“
Gottfried Benn
„Ich hasse jedes Wort von dem, was Sie sagen.
Aber ich werde bis zu meinem Ende dafür kämpfen, daß Sie es sagen dürfen.“
Voltaire
I. Was ist Humanismus
1) Der analytische Maskulismus leitet mit Hilfe der grundlegenden, humanistischen, ethischen Norm des Verbots der Demütigung und der Verletzung der Selbstachtung von Personen zwei verschiedene Aspekte des Humanismus her:
- theoretischer Humanismus: Menschliche Freiheit ist die Fähigkeit, Gründe einzusehen, selbst abzuwägen und der eigenen Abwägung zufolge auch zu handeln. Freiheit wird damit ausgeübt, insofern Rationalität demonstriert wird dadurch, daß eine eigene Handlungserklärung für das selbst kontrollierte Verhalten gegeben wird. Alle Menschen können gar nicht anders, als sich selbst als Wesen zu verstehen, die ihr Handeln an Gründen ausrichten.
- ethischer Humanismus: Die Ausübung der Autonomie, die Realisation der Freiheit verleiht dem Menschen seine Würde, denn der Mensch ist nicht determiniert und daher nach bestimmten Kriterien moralisch verantwortlich für sein Handeln. Ohne Freiheit gibt es keine Verantwortung. Die Gründe des Handelns lassen sich nicht naturalisieren, d.h. sie sind in keinem Sinne Ursachen des Handelns. Und wäre das menschliche Handeln durch Anderes als durch Gründe dominiert, dann wäre dieses Andere nicht gegeben, bzw. dessen Bedingungen nicht erfüllt.
2) Der analytische Maskulismus teilt den Wunsch vieler Philosophen, die Sphäre des Mentalen umfassen zu naturalisieren. Er vertritt deshalb einen analytischen Humanismus, der sich von der Lösung des mind-body-problems entkoppeln läßt, und folgende Merkmale hat:
- a) Atheismus: Es gibt keinen über-empirischen Akteur, der das Leben und das Schicksal der Menschen leitet – die Menschen sind frei.
- b) theoretischer Humanismus: Freiheit bedeutet Handeln aus Gründen.
- c) ethischer Humanismus: Würde bedeutet Handeln in Freiheit.
- d) Aufklärung: Freiheit wächst mit dem Wissen über Möglichkeiten, aus Gründen zu handeln.
- e) nicht-normativer, kontextfreier und universalischer Autonomiebegriff: Freiheit bedeutet für jeden Menschen immer zwangloses Handeln aus eigenen Gründen.
- f) semantischer Aufstieg: Handlungsgründe stehen als Teile einer nur in einer Sprache möglichen Handlungserklärung zu Handlungen als Tatsachen nicht in denselben Relationen wie es Ereignisse als Ursachen zu Ereignissen als Wirkungen tun. Die Folge dieser ontologische Sparsamkeit ist, daß die Alltagspsychologie über dem Raum der sprachabhängigen, sozialen Fähigkeiten lebt, während die wissenschaftliche Psychologie eine Naturwissenschaft bleibt
Zugleich ist analytischer Humanismus auch eine Art Oberbegriff für reichhaltigere, noch zu definierende Humanismusvarianten, denn er ist in einem umfassenden Sinne neutral und damit offen für Ergänzungen:
- (1) Normative Neutralität: Analytischer Humanismus trifft keine Entscheidung darüber, wie die favorisiere normative Ethik auszusehen hat. Das Einzige, was verlangt wird, ist, daß diese normative Ethik nicht kontext-relativ sein darf und universalistisch sein muß. Darüber hinaus ist das Verbot der Demütigung und Verletzung der Selbstachtung verpflichtend.
- (2) Neutralität im Hinblick auf Selbstbestimmung: Analytischer Humanismus trifft keine Entscheidung darüber, was unter personaler Autonomie im Detail zu verstehen ist. Es wird nur Kontextunabhängigkeit verlangt und daß Autonomie nicht mit bestimmten Zielen oder moralischen Kautelen aufgeladen wird.
- (3) Naturwissenschaftliche Neutralität: Analytischer Humanismus trifft keine Entscheidung darüber, wie Handlungsgründe letztendlich zu naturalisieren sind und überläßt diese Frage den Naturwissenschaften.
- (4) Metaphysische Neutralität: Die Freiheit des Menschen i.S.e. Fehlens einer naturgesetzlichen Notwendigkeit wird vorausgesetzt, aber nicht bewiesen. Zu zeigen, daß harter Determinismus sowie die Inkompatibilität von Freiheit und Determinismus falsch sind, ist eine Aufgabe für Philosophen, nicht für Humanisten.
- (5) Politische Neutralität: Analytischer Humanismus trifft keine Entscheidung über den politischen Standpunkt eines Humanisten. Verlangt wird nur, daß analytische Humanisten libertär sind, d.h. glauben, daß sie keine Ahnung haben, was für andere Personen das Beste ist.
Erfahrungsgemäß macht es diese Neutralität intuitiv besonders schwierig, anzugeben, was Humanismus eigentlich ausmacht, und die hier verfolgte Strategie, den Humanismus aus einem intuitiv einleuchtenden, moralischen Verbot von Demütigungen und Verletzungen der Selbstachtung zu entwickeln, besonders attraktiv.
II. Männerbewegung und Humanismus
Die Position des analytischen Humanismus hat im Hinblick auf maskulistische Interessen und Männerinteressen mehrere unmittelbare Folgerungen:
- Sie verpflichtet den analytischen Maskulismus auf einen Antifeminismus. Eine solche moralische Begründung des Antifeminismus gab es vorher nicht.
- Sie verpflichtet den analytischen Maskulismus aus moralischen Gründen auf eine Ablehnung des Typs narrativer Ethiken zugunsten eines deontologischen Ansatzes und damit auf eine Ablehnung der sog. political correctness.
- Stattdessen kommt der analytische Maskulismus um eine umfassende moralische Pflicht zur Aufklärung nicht herum. Die Folge ist ein konsequente Bekenntnis zum Paradigma der Moderne und zur Ablehnung des Poststrukturalismus.
Der positive Freiheitsbegriff des analytischen Humanismus sieht seinerseits gravierende, teils politische, teils rechtliche, teils soziale Forderungen nach sich:
- Die kodifizierten Rechte der Männer müssen die humanistische Gestaltungsfreiheit der Männer beschützen. Dazu gehört auch das rechtliche Verbot der bisher erlauben Zwangsvaterschaft von Männern sowie eine Stärkung der Rechtsposition unverheirateter Väter zu Lasten der Rechtsposition Mutter und der Rechtsposition des Ehemannes: Die moderne Väterrechtsbewegung – inklusive der Kuckucksväter – kann sich zu einem guten Teil auf den analytischen Humanismus stützen.
- Die fortgesetzte Misandrie weiter Teile der Bevölkerung ist anti-humanistisch und – weil der analytische Maskulismus aus einem moralischen Demütigungsverbot hergeleitet wurde – unmoralisch und kann nicht länger hingenommen werden.
- Desweiteren ist die staatliche Verfolgung, sowie die nahezu lückenlose, auch öffentliche Schmähung und Diffamierung männlicher Sexualität ebenso unmoralisch, wie unerträglich: Männer müssen seit Jahrzehnten ihre Sexualität verleugnen und ihre gesellschaftlichen, sexuellen Freiheiten bleiben weit hinter denen der Frauen zurück: Die vom Feminismus geforderte sexuelle Revolution inklusive einer sexuellen Würde steht auch den Männern zu.
- Falls die vom Feminismus verfochtene These stimmt, daß Sexualität ein wesentlicher Bestandteil der Lebensweise und der Persönlichkeit, dann müssen Männer gegenwärtig ihre Persönlichkeit in fortgesetztem Kampf gegen Deformierung entwickeln. Das aber ist nicht humanistisch und damit unmoralisch – und zwar nach einem in der Belletristik seit Jahrhunderten etablierten Konzept dessen, was es heißt eine Person zu sein.