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Widerspenstigkeit und Sigma-Mann

luisman hat mich im letzten post richtigerweise darauf hingewiesen, daß ich in der sozio-sexuellen Hierarchie den σ-Mann, den einsamen Wolf, übersehen habe, und die These aufgestellt, daß er mit dem widerspenstigen Mann identisch sei. Ich plädiere hingegen für eine Erweiterung der sozio-sexuellen Hierarchie.

Sucht man im Netz, so finden sich – wie üblich – eine Menge unterschiedlicher Darstellungen der sozio-sexuellen Hierarchie wie auch unterschiedliche Charakterisierungen des σ-Mannes. Ich habe die am häufigsten beschriebenen Merkmale zusammengestellt. Und natürlich ist die Liste unvollständig.

Der σ-Mann:

  1. σ-Männer verlieben sich, scheuen aber eine feste Bindung.
  2. σ-Männer  haben kein Bedürfnis nach externer Bestätigung und streben stattdessen nach innerer Stärke. σ-Männer sind nicht sozial ungeschickt, sondern einfach sozial desinteressiert.
  3. σ-Männer sind beliebt, erfolgreich, sehr pragmatisch, unabhängig und selbständig.
  4. σ-Männer sind introvertierte α-Männer ohne Rudel. Sie sind gutaussehend, dominant und einflussreich.
  5. σ-Männer akzeptieren, dass sie nicht wie α-Männer Macht über andere brauchen, sondern nur Macht, um sich selbst zu kontrollieren und seine eigene Autarkie gegenüber anderen zu bewahren.

Ob diese Beschreibungen einander widersprechen oder nicht, lasse ich hier mal dahin gestellt sein.

Andere Quellen beschreiben den σ-Mann als Außenseiter, die das soziale Spiel nicht spielt und es trotzdem schafft, dabei zu gewinnen.

  • Aber mal im Ernst: Erfolg ist in weiten Teilen eine Sache des zufälligen, glücklichen Zusammentreffens aller möglichen inneren und äußeren Umstände und Faktoren. Wie man meinen kann, darin ein gestaltendes Prinzip zu erblicken, welches eine Person charakterisiert, wird mir ewig verborgen bleiben.
Meine Diagose:
Ich würde nicht bestreiten, daß es Männer gibt, die obiger 5-Punkte-Beschreibung ähneln. Diese Charakterisierung hat mit dem widerspenstigen Mann, wie ich ihn hier charakterisiert habe, aber wirklich nichts zu tun. Hier sind meine Gründe:
  1. Die Widerspenstigkeit eines Mannes sagt nichts darüber aus, ob er sich leicht oder schwer verliebt oder ob er feste Bindungen ablehnt. Widerspenstigkeit ist eine erworbene Einstellung und jede nachdem, wie ausgeprägt die individuelle Fähigkeit zur Abstraktion ist, besteht sie in Bezug auf eine bestimmte Tatsache oder sehr viele verschiedene Tatsachen.
  2. Der widerspenstige Mann hat typischerweise den Wunsch nach sozialer Kooperation. Soziales Desinteresse ist weder die Folge von noch ein guter Prädiktor für Widerspenstigkeit. Innere Stärke ist für den widerspenstigen Mann kein Wert, denn die ganze normative Betrachtungsweise des Lebens, welche z.B. Frauen vorziehen, insofern sie nach Bestätigung und Anerkennung lechzen, ist für ihn irrelevant. Letzteres geht über die Ablehnung sozialer Hierarchien weit hinaus, die den σ-Mann charakterisiert. Widerspenstigkeit führt natürlich ab und an zu einer gewissen sozialen Schwergängigkeit – meistens aber punktuell. Das gefällt dem widerspenstigen Mann nicht unbedingt, doch erhält es für unvermeidlich.
  3. Widerspenstig zu sein, ist kein Prädiktor für Introvertiertheit, Einfluß, gutes Aussehen, Erfolg oder Pragmatismus. Meistens polarisieren widerspenstige Männer in einem sozialen Sinne allein durch ihre Person und sie sind nicht per se bei allen beliebt. Insbesondere ist widerspenstig zu sein, kein Prädiktor für Dominanz. Alles andere als dominant und widerspenstig zu sein, ist aber vermutlich ein guter Prädiktor für ein Leben, das eine Folge von selbstangerichteten Katastrophen ist – und ist nicht zu empfehlen.
  4. Auch Macht oder Dominanzfragen haben mit der Widerspenstigkeit eines Mannes nicht das Geringste zu tun, denn Widerspenstigkeit entzündet sich nicht an der Frage, wer wie schnell mit wie vielen Frauen schlafen kann oder andere dazu bringen kann, seine Befehle zu befolgen. Solche Fragen interessiern nur Kleingeister, die einen Minderwertigkeitskomplex haben. Natürlich kann ein Mann, der unter anderem widerspenstig ist, genau so sein. Aber seine Widerspenstigkeit ändert nicht die Wahrscheinlichkeit dafür, so zu sein.

Man sieht, daß der σ-Mann eher der Figur des in sich ruhenden Holzfällers in Kanada gleicht, während Widerspenstigkeit erstens keine Figur, kein konstantes Narrativ zur Charakterisierung von Personen ist, und zweitens nichts aus sich selbst heraus erklärt, sondern diejenige erworbene Unnachgiebigkeit und Ablehnung von Gleichgültigkeit ist, welche sich in verschiedenen Personen mal so und mal so manifestiert, z.B. in der Ablehnung einer bestimmten Regel oder eines bestimmten Verhaltens, vielleicht von schlechtem Geschmack oder in der Besessenheit mit einer bestimmten Frage – und erst das erklärt etwas im Leben eines widerspenstigen Mannes, der nicht notwendigerweise von seiner eigenen Autarkie besessen sein muß.

  • Ich würde es stattdessen eher so formulieren, daß ein widerspenstiger Mann, der als Holzfäller in Kanada endet, im Grunde aufgegeben hat.

Darüber hinaus ist der σ-Mann durchaus jemand, der von Frauen als berechenbar eingestuft wird und sich von Frauen auch im Sinne des Ideals der romantischen Hingabe instrumentalisieren läßt. Für widerspenstige Männer gilt das nicht, denn der widerspenstige Mann handelt allein, ohne daß daraus folgen würde, daß er emotionale Bindungen ablehnt.

Folgerung:

Genau wie der σ-Mann steht der widerspenstige Mann außerhalb der üblichen sozio-sexuellen Hierarchie. Es gibt Ähnlichkeiten zwischen beiden Typen, doch sie sind eher akzidentell.

 

 


3 Kommentare

  1. luisman sagt:

    Ich halte die Kategorisierungen von Vox Day weder fuer das Amen in der Kirche, noch fuer eine rein auf das Sexualverhalten anwendbare Einschaetzung. Wie ich schon erwaehnte ist das sog. „bro science“ aus allgemeinen Beobachtungen, ohne wirklich wissenschaftlichen Hintergrund.

    Meiner Ansicht sind diese Kategorisierungen vielmehr auf eine soziologische Einschaetzung des Gegenueber durch Beobachtung anwendbar. Danach waeren nur Alphas und Sigmas ueberhaupt zur Widerspenstigkeit faehig, und m.A. vor allem Sigmas, weil sie sich der geltenden hierarchischen Ordnung meist entziehen, d.h. damit schon passiv widerspenstig sind.

    Anyway. Es war nur ein Hinweis von mir, dass es dazu schon viel Geschriebenes gibt, was du vielleicht beruecksichtigen kannst, wenn du bei deinem Thema weitermachst.

    • @luisman

      Danke, ich bin an dem Thema weiterhin dran und erwarte auch einen post von djamoros zu dem Thema.

      Mein Vorschlag ist, daß ich die Abgrenzungunen in der sozio-sexuellen Hierarchie erst mal zurückstelle, bis ich das Thema Widerspenstigkeit besser verstanden habe. Danach kann man dann die von anderen zur Verfügung gestellten Konzepte noch einmal durchgehen.

      Dieses Vorgehen spart auf jeden Fall eine Menge Schreibarbeit.

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